Mutter und Kind

  • Im Schaukasten habe ich bereits die fertige Skuptur gezeigt und die Vorarbeiten für die Schnitzerei erwähnt. Da ich den Fortgang der Arbeit (vor über einem Jahr) für mich bereits dokumentiert hatte, könnt ihr mit den nachfolgenden Fotos nachträglich die einzelnen Phasen dieser Arbeit nachvollziehen.



    Schnitzen ist eigentlich ganz einfach: Man nehme einen Block Holz (hier: Linde) und schnitzt alles weg, was nicht nach Mutter und Kind aussieht. Was übrig bleibt, ist die Figur. Das Dumme ist nur, dass wir Schnitzer(innen) die Figur erst sichtbar machen müssen.
    Nach dem Aussägen der Umrandung, hier mal mit der Bandsäge einer Schreinerei, sieht das Objekt noch ziemlich nüchtern aus. Den Raum zwischen den beiden Köpfen hatte ich durch zahlreiche Einschnitte eingesägt, die ich anschliessend leicht mit dem Stemmeisen herausschlagen konnte.


    Die seitlichen Grundformen waren symmetrisch und eher einfach. Ich musste nur die proportional richtige Breite der Körperteile, die im Rahmen der Vorarbeiten ermittelt wurde, links und rechts der Mittellinie anzeichnen.



    Vor dem heiklen Durchbruch zwischen den Armen der Mutter wollte ich unbedingt das Kind im wesentlichen fertig schnitzen, da zu einem späteren Zeitpunkt Bruchgefahr der Arme bestanden hätte. Die Druckbelastung beim Schnitzen darf nicht unterschätzt werden.



    Nun ist das Gesicht der Mutter an der Reihe. Ich begnügte mich hier vorerst mit den markanten Elementen des Gesichts, wie zB. der seitlichen Augenvertiefung, um später noch evtl. Korrekturen vornehmen zu können. Die Grundform war auch von Bedeutung für die Lage und Länge des Halses sowie die Höhe der Schultern.



    Das nächste Abschnitt bestand in der Formung des Körpers der Mutter. Auf dem folgenden Foto ist teilweise die Lage der die Form bestimmenden Elemente wie Brust, Taille und Po zu erkennen. Auch die imaginäre Kniehöhe war wichtig, um die Schrittweite und einen minimalen Knick im fallenden Morgenmantel (o.ä.) festzulegen.



    Die angezeichneten Linien dienten zur Orientierung beim Formen des Morgenmantels.



    Die Lage der Füße war vorbestimmt, deren Ausführung erfolgte ohne Details, da sie kein wichtiges Gestaltungselement waren. Um den wie gehofft schönen Maserungsverlauf zur Geltung zu bringen, entschloss ich mich, die gesamte Figur zu schleifen. Hierzu benutzte ich eine Ziehklinge und Handschleifpapier. Die Oberflächenbehandlung erfolgte mehrfach mit farblosem sog. Aussenöl, mit dem ich bereits positive Erfahrungen gemacht hatte.
    Ich hoffe, dass Euch die Rückverfolgung des Werdeganges der Skulptur Spass gemacht hat.


    Grüße von Seehaas

  • Hallo Seehaas, :thumbup:
    eine ansprechende und erklärende Dokumentation Deiner Arbeit. So sollten Werkbank-Beiträge gemacht sein, damit alle noch was dazulernen können.
    Gruß vom
    Zillertaler

    Wissen ist Macht - Nichtswissen ist Ohnmacht - Nichtstun macht träge und krank <3

  • Hallo Seehaas,


    sehr detailiert zu Werke gegangen. So muss das sein! Vor allem die Gestaltung des Kindes gefällt mir sehr gut. Die Arme der Mutter sehen meiner Ansicht nach minmal zu lang aus. Trotzdem eine tolle Arbeit! LG

  • Hallo Nina_92
    Vielen Dank für Deinen Kommentar. Die Arme der Mutter sind tatsächlich einen Tick zu lang; gut beobachtet. Bei der Planung (nur) per Zeichnung habe ich die Armlänge zweidimensional von der Schulter bis zum Handgelenk festgelegt. Aus Bild 4 ist ersichtlich, dass ich bei der Positionierung der Schulter ziemlich Spielraum hatte, um Hals und Nacken anpassen zu können. Dadurch ergab sich die ungewollte Abweichung. Doch ich kann damit leben.
    Hast Du schon etwas geschnitzt? Dann zeige es uns doch.


    Viele Grüße von Seehaas