Ist Linde das Beste Schnitzholz?

  • Hallo Kollegen,


    von der Linde wird behauptet, sie wäre das Beste Schnitzholz. Mit dieser Behauptung möchte ich mich nicht abfinden. Soll es tatsächlich weltweit kein ebenbürtiges Holz für uns Schnitzer geben? Ich kanns mir bei bestem Willen nicht vorstellen. Zudem ist die Linde vollkommen ungeeignet um eine Schnitzarbeit zu schaffen, die man auch der Witterung aussetzen kann.


    Leider gibt es auch keine Literatur, über Hölzer, die sich ausschließlich und im Detail mit der Schnitzbarkeit anderer nicht heimischer Hölzer befasst.


    Es müsste mit dem Teufel zugehen, wenn es keine Hölzer gäbe, die die Schnitzeigenschaften von Linde, und die Witterungsbeständigkeit von Eiche oder Robinie besäßen.


    Ich habe mir eine Auswahl von Hölzern schicken lassen, um sie auf ihre Schnitzbarkeit zu testen. Ich meine im speziellen: Wie lassen sie sich gegen die Faser schnitzen, wie quer zur Faser, kann man Details ausarbeiten, wie hart sind sie. Das sind die Fragen die mich an Hölzern interessieren. Wie schon geschrieben hierüber gibt es keinerlei Literatur. Wenn die Rede von "Gut schnitzbar" in der Literatur ist, bezieht sich das auf die Härte des Holzes, das hat aber nichts mit der tatsächlichen Schnitzbarkeit zu tun.


    Auf dem Foto seht ihr die Holzsorten die ich mir habe schicken lassen.


    Es sind im einzelnen:


    Obere Reihe von links nach rechts/ Satin Zitronenholz, Ziricote, Padouk afrikanisch, Zebrano, Ovangkol, Bubinga, Castello Buchsbaum.


    Untere Reihe von links nach rechts/ Amarillo Buchsbaum, Ebenholz, Hickory, Wenge, Oregon Myrtle, Perlholz, Amaranth.


    Gruß


    Jakob









  • Hallo Jakob /Tasmandevil
    Da hast Dir wieder mal eine Pionierleistung in der Schnitzergemeinde vorgenommen. Ich bin schon jetzt gespannt auf die Ergebnisse.
    Sicher ist das Kriterium Härte nicht allein entscheidend, aber sehr wesentlich. Denn wenn man selbst mit viel Kraftaufwand nur feine Späne abtragen kann, vergeht einem schnell der Spaß an der Arbeit. Dieter01 ging es so mit Eichenholz, mir selber mit zäher Esche. Geschenkte, kleine Reststücke aus Palisander waren mit Schnitzeisen schwer bearbeitbar; mit HM-bestücktem Fräser konnte ich immerhin Serviettenhalter herstellen.
    Entscheidend für die Haltbarkeit eines jeden Holzes im Aussenbereich erscheint mir daher der Holzschutz der Oberfläche sowie der sog. konstruktive Holzschutz, dh. überall, auch unten, muss Wasser schnell abfliessen können. Wie bereits an anderer Stelle erwähnt, habe ich für Testzwecke ein Stück Linde Hirnholz, mit ÖL behandelt, seit 6 Monaten im Freien hängen. Daran ist noch nichts gefault oder grau geworden. Zu gg. Zeit werde ich darüber weiter berichten.


    Viele Grüße von Seehaas

  • Hallo Jakob!


    Ja, Linde ist sozusagen das "Beste" - Vorkommen, Nachhaltigkeit, Härte, Preis, etc.
    Zirbe lässt sich zwar um einiges besser beschnitzen, jedoch darf man nicht vergessen, dass ein Zirbenbaum 80-100 Jahre benötigt um Zapfen zu bilden welche dann nur alle 4 Jahre getragen werden. Von 100 Sprösslingen kommt einer durch sagt man. Zirbe steht bei uns u. a. auch unter naturschutz - der derzeitig betriebene Raubbau findet ausschließlich in Privatforsten statt. Auch unser Gesäuse war ursprünglich ein Zirbenurwald - hat man aber für die Köhlereien kahlgerodet und der Bestand hat sich nie mehr erholt.
    Ich zB kaufe keine ganzen Stämme, "ernähre" mich sozusagen ausschließlich von den Abfällen (Stockabschnitte).


    Das Bewehrteste für "nicht witterungsbeständige" Hölzer ist eine Imprgnierung vor dem ölen - ich verwende für meine Kettensägearbeiten Chinol Naturgrund von Fritzlacke und anschl. Tiger Holzöl - mit diesen hab ich bis dato die besten Erfahrungen gemacht. Kleinere Sachen nach dem Fertigstellen thermobehandeln (das hat man in der Stein- /Bronzezeit bereits so gemacht -> zB. Pfahlbauten wie am Bodensee) - ist aber so a Sache mit dem Erhitzen...


    Zirbenholz ist mit der Beständigkeit vergleichbar mit Douglasie oder Lärche. Tanne nur wenn sie nicht austrocknen kann. Bei allen Holzarten ist jedoch darauf zu achten, dass die Werke nicht in Kontakt mit Erde odgl. kommen (Erdsäure, Tag/Nacht Reaktion, udgl.).


    Man denkt an erster Stelle immer an Wasser - größter Feind ist jedoch die direkte Sonneneinstrahlung sowie das enthaltene UV-Licht und die Kombination von stehendem Wasser.
    Licht und Wärme lässt Risse enstehen wo das Wasser eindringen kann. Da hilft keine Eiche oder sonst was. (ausser Tropenhölzer).
    Und schon geht´s dann los mit den Fäulnispilzen welche dann im Inneren ungestört werken können und den Weg für weitere schädlich Prozesse einleiten.
    Warum dieser Pilzbefall? Holz bsteht zum Großteil aus Zellulose und die wiederum zum Großteil aus einer Zuckerart - also genug Nährstoffe zum Umwandeln.


    Wer weiterlesen will - kleine Nebeninfo:


    Unsere Vorfahren haben einige Dinge (Holz für bestimmte Zwecke im Aussenbereich) bereits beim fällen berücksichtigt. Bei uns in der Region können solche Hölzer bis in das 14. Jhd zurückverfolgt werden - die Bauten stehen heute noch und werden zum Teil auch öffentlich benutzt. Kürzlich war ich bei ei einer Sanierung eines über 360 Jahre alten Wirtschaftsgebäudes dabei. Der Dachstuhl und fast alles andere darunter war noch original und blieb es auch - der Rauchabzug und die Feuerstelle in der "Rachkuchl" musste leider aus feuerpolizeilichen Gründen verschlossen bzw. umgebaut werden - was man irgendwie nicht verstehen kann, weil früher täglich darin geheitzt wurde und alles die Jahrhunderte schadlos überstanden hat.


    Die wussten damals schon, dass die Flüssigkeiten und der Zucker da raus müssen.
    Mondphasen geschlagenes Holz ist kein Aberglaube - bester Zeitpunkt ist um (ca.) ende Dezember und ende Jänner, die letzten beiden Tage des abnehmenden Zyklus sowie der darauffolgende Nullmond.
    Man fällte das Holz talwärts und lässt es danach bis in den Frühsommer liegen. Dabei treibt der Baum nochmal aus und entzieht dem Stamm dabei nahezu smtl. Nährstoffe. Solche Hölzer sind extrem riss- & schwindungsarm und vor allem feuerbeständig (das würde ich mich jetzt nicht behaupten trauen, wenn ich es selbst noch nicht probiert hätte).
    Holz selbst brennt nicht, verfeuert werden nur die Dämpfe vom Zucker und diese nehmen das andere durch die Hitzentwicklung im Inneren sozusagen mit (Voriges Jahr ist in meiner Nähe ein altes Wirtschftsgebäude zur Gänze niedergebrannt - was stehen blieb waren die alten Steinmauern und der Dachstuhl - nahezu unversehrt).
    Aus diesem Gehölz wurden Fenster, Türen, Dachstühle, etc. sowie die Rauchabzüge und Kamine über den offenen Feuerstellen gefertigt. Ich kenne bei uns im Ort noch zwei solcher Kamine welche noch beheitzt werden (Schloß Röhtelstein (da wurden die originalen Fenster und Stöcke erst vor rund 25 jahren getauscht)





    und ein privates Bauernhaus welches noch nahezu im Originalzustand vom 16. Jhd. ist und bis vor kurzem noch bewohnt war - die Besitzerein sowie deren Gatte verbrachten ohne Strom und fließend Wasser im Haus ihren Lebensabend darin).
    Auch wurden und werden vom Blitz getroffene Bäume bevorzugt und standen frühe nur dem Waldbesitzer zu - die sind schon thermobehandelt :)



    LG
    Michael

  • Hallo Seehass, hallo Michael.


    ich schnitze nun seit ca. vier Jahren, auf dem Foto seht ihr mein ersten Schnitzwerk überhaupt. Die Madonna stand auch so lange auf dem Grab meiner Eltern. Vorgestern hab ich sie vom Grab genommen. Es soll ja nun meine neue Schnitzerei drauf. An der Madonna könnt ihr sehen, was die Witterung angerichtet hat.


    Ich hatte sie geölt und zusätzlich mit einem Lack (klarer Bootslack) überzogen. Sie stand auf einem Sandsteinsockel. Erstens, ich hatte den Fehler gemacht, das ich keinen Luftspalt zwichen Madonna und Sockel gelassen habe. Das Regenwasser, das sich auf dem Sockel gesammelt hat, haben die Kapilare des Holzes stetig aufgenommen. Zweitens, den Bootslack hatte ich falsch aufgetragen. Ich hätte den Lack in drei Etappen auftragen müssen. Erster Anstrich in einer 50 prozentigen Verdünnung (terpentinersatz). Zweiter Anstrich in einer 30 prozentigen Verdünnung. Dritter Anstrich, unverdünnt. Ich hatte aber sofort unverdünnt gestrichen. Dadurch konnte der Lack nicht tief genug ins Holz ziehen.


    @ Michael, ja die Sonne ist der größte Feind des Holzes. Deshalb habe ich nun die neue Schnitzerei, dunkel gebeizt. Je dunkler das Holz, desto höher der UV-Schutz. Das Grab meiner Eltern liegt in voller Sonnen von Sonnenaufgang bis Untergang!


    Damals wusste ich nicht, wie man Holz witterungs"beständiger" macht.


    An Imprägnierung habe ich auch schon gedacht. Den Lack und das Öl, welche Du angegeben hast werde ich mir merken.


    Das mit dem Zirbenholz ist mir bekannt. Ich weiß, das an Zirbenholz Raubbau betrieben wurde. Jetzt steht die Zirbe in weiten Teilen Österreichs unter Naturschutz. In meiner Gegend ist sie nur vereinzelt zu bekommen. Ich wollte mir mal ne Bohle aus Österreich schicken lassen, der Preis hat mich umgehauen. In England gibt es Heute so gut wie keine Eiben mehr. Die Engländer hatten im Mittelalter fast alle Eiben abgeholzt, um aus dem Holz die berühmten Langbögen (longbow) zu machen. Eibenholz ist sehr elastisch, und was für den Bogenbau von wichtigkeit ist, die Eibe hat die besten Rückstellkräfte. Der Longbow war zu seiner Zeit die gefährlichste, wirkungsvollste Waffe. Im Mittelalter war dieser Langbogen für die Engländer der Exportschlager Nr. 1


    Ich kenne, und schnitze auch ein Holz, das sich leichter als Linde schnitzen lässt, und extrem Witterungsbeständig ist. Es ist das Holz der canadian red Cedar. Der Name ist irreführend, es ist keine Zeder, sondern, sie gehört zu der Familie der Tujen. Sie wird nur Zeder genannt, da sie stark nach Zeder duftet. Sie hat einen natürlichen Holzschutz. Sie verwittert kaum. Bekommt lediglich einen silbrigen Glanz. Ihr Holz ist weicher, als unsere weichesten Nadelhölzer. Sie lässt sich mit und gegen die Faser extrem leicht schnitzen. Aaaaber, quer zur Faser schnitzen, ist eine Katastrophe. Dann reißt und bröckelt sie sehr stark.


    Es geht es mir darum, ein Holz zu finden, dass die Eigenschaften von Linde besitzt, und die Beständigkeit von einem Hartholz. Das jedes Holz, im Freien aufgestellt, unbehandelt verwittert, ist unabänderlich. Es sollte nur nicht so schnell verwittern wie die Linde.


    Außerdem geht es mir hauptsächlich darum, in Erfahrung zu bringen, welche "sehr guten" Schnitzhölzer es Weltweit "überhaupt" gibt.


    Gruß
    Jakob


  • Hallo Jakob / Tasmandevil und Michael / PreMi
    Die Grab-Madonna hast Du Dir ja schon im Frühjahr vorgenommen (Werkbank Tasmandevil). Ist das Vorhaben wegen der Holzwahl verschoben? Das von Michael empfohlene Öl ist ein österreichisches Produkt und vielleicht in D schwer zu bekommen. Deshalb nenne ich mal das von mir seit Jahren benutzte und bei Obi und Toom erhältliche deutsche Markenprodukt: PNZ-Aussenöl. Ich verwende es auch für Fassadenholz mit bestem Erfolg. Wie bei jedem Öl oder einer Lasur muss in größeren Abständen (1-2 Jahre) nachbehandelt werden.
    Den Hinweis von Michael zur Wärmebehandlung von Hölzern zur Erhöhung der witterungsbeständigkeit ist sehr interessant. Eine solche Behandlung lässt sich aber mit unprofessionellen Mitteln wohl schwer realisieren. In letzten Jahren wird vermehrt Thermoholz (teuer!) für Fassadenverkleidungen u. a. angeboten; das ist wohl der Hintergrund.


    Viele Grüße von Seehaas

  • Hallo Michael,


    ja das habe ich vor. Sollte schon dieses Jahr sein, habe ich aber nicht geschafft. Deshalb das neue Relief. Das Grab soll zu Allerheiligen nicht ohne Schmuck sein.


    Die neue Madonna soll diesesmal so um die 80 cm groß werden. Sie soll auch voll ausgeschnitzte betende Hände bekommen. Eine s. g. "Immaculata". Das Tuch soll einen schönen Faltenwurf bekommen. Ansonsten soll es eine schlichte Grabmadonna werden.


    Gruß
    Jakob


    @Seehaas, Ja ich hatte vor die Madonna schon im Frühjahr zu schnitzen. Bin leider nicht dazu gekommen. Deshalb jetzt "vorerst" das Relief.


    Es gibt einige Techniken Holz "haltbarer" zu machen. Auch die Thermobehandlung ist mir bekannt. Ich habe mich mit dem Thema "Holzschutz" eingehend beschäftigt.


    Da wäre noch die "Druckimprägnierung zu nennen. Oder eine künstliche "Verkieselung" des Holzes. Eine Behandlung mit Epoxidharz wäre auch möglich. Letztlich geht es bei diesen Methoden darum, dass Holz zu härten.


    Gruß
    Jakob

  • Hallo Kollegen,


    man kann es ja immer wieder lesen, wenn es ums Schnitzen geht, dass prinzipiell alle Hölzer schnitzbar sind. Das ist blanker Unsinn. Wenn es darum geht, ein Stück Holz in Späne zu zerlegen, mag die Aussage ja zutreffen, mit Schnitzen hat das aber nichts zu tun. Man würde ja auch nicht zu einem Pilzsammler sagen: Im Prinzip sind alle Pilze essbar, was ja auch stimmt, denn sie sind ja z. B. nicht aus Stein. Also kann man sich die Aussage "prinzipiell Schnitzbar" von vorneherein sparen. Ich kann mir vorstellen, dass so mancher Schnitzanfänger auf diese Aussage vertraut hat und dann sein blaues Wunder erlebt hat. Er dann ganz schnell kapituliert hat und sein Schnitzwerkzeug in die Ecke geworfen hat.


    Auch der Hinweiß "gut schnitzbar" sagt nichts aus! Eine Möhre oder eine Kartoffel ist auch gut schnitzbar. Ist damit die Härte eines Holzes gemeint? Was kann ein Anfänger damit anfangen? Da bekommt man zwei Wörter vor die Füße geworfen, und sagt im Grunde damit, so jetzt sieh mal zu was Du damit anfangen kannst. Diejenigen die Hölzer, ob es heimische oder Überseehölzer sind im "einzelnen" in gut oder nicht gut schnitzbar einteilen, können diese Aussage überhaupt nicht treffen. Es ist nämlich nicht möglich alle Hölzer "selbst" geschnitzt zu haben. Nur derjenige kann es, der es auch von "Hand" geschnitzt hat. Wenn ich schreibe schnitzen meine ich auch schnitzen. Ich meine nicht Drechseln oder mit einem anderen Schneidwerkzeug bearbeiten. Nein, von Hand, und selbst mit "Schnitzmesser und Schnitzeisen/Schnitzbeitel"!


    Das die Linde in unserer Heimat als sehr gutes Schnitzholz bezeichnet wird, hat seine volle Berechtigung. Das kann man aber auch nur sagen, da es für die Linge seit Jahrhunderten dokumentiert ist. Kein anderes heimisches Holz wurde und wird so oft geschnitzt wie die Linde.


    Leider ist mir auch keine Literatur bekannt, die im "Detail" darauf eingeht, wie ein Holz beschaffen sein muss, damit es als gut oder sehr gut schnitzbar bezeichnet werden kann. Mit dieser Literatur meine ich eine, die auf die Anforderungen im speziellen eingeht, die ein Schnitzer/Holzbildhauer an ein Holz stellt.


    Für jeden Schnitzer, ich meine damit auch die Profis, ist es unmöglich alle Hölzer die es weltweit gibt, schon geschnitzt zu haben. Nur dann könnte man sagen, "das" sind die besten Schnitzhölzer. Man kann also nicht sagen, Linde ist das Beste Schnitzholz. Das Wort "heimische" gehört immer vor das Wort Schnitzholz, wenn es um die Linde geht.


    Ich gehe sogar soweit, zu sagen, die Linde ist nicht unbedingt das Schnitzholz mit dem ein Anfänger beginnen sollte. Ich sage viel eher, besorge dir erst einmal alle heimischen Hölzer deren du habhaft werden kannst. Das können Abfallstücke sein, die in einer Schreinerei anfallen. Dann teste mal, mit welchem Holz kommst Du am Besten zurecht.


    Für eine schmächtige Person, kann auch Linde schon zu hart sein! Denn sooo weich ist die gar nicht. Wir haben heimische Hölzer die in ihrer Härte (Janka/Birnell) wesentlich weicher sind. Die Linde ist lediglich als das Beste heimische Schnitzholz zu bezeichnen, das sie entsprechend ihrer Struktur in "alle" Richtungen hervorragend zu schnitzen ist. Das man Details ausarbeiten kann, die nicht wegbrechen.


    In alle Richtungen sehr gut schnitzbar zu sein, erfüllen aber auch andere Hölzer. Diese Hölzer suche ich. Das denke ich, ist das wesentliche an einem Schnitzholz. Kommt dann auch noch dazu, dass dieses Holz "relativ" weich ist, und es zudem auch noch witterungsbeständig ist, dann ist das für "mich" das Beste Schnitzholz.


    Natürlich ist es auch für manche Schnitzer von Wichtigkeit, welche Maserung ein Holz hat. Hat es eine auffällige verschiedenfarbige Maserung, ist es weniger geeignet um figürlich zu schnitzen. Dafür nimmt man eher einfarbige unauffällig gemaserte Hölzer. Für mich ist das momentan aber zweitrangig. Für einen blutigen Anfänger sollte es sowieso zweitrangig sein.


    Ich hatte ja geschrieben, das es unmöglich ist, sich alle Hölzer zu besorgen die es Weltweit gibt, um sie zu testen. Schließlich gibt es auch Hölzer die einem Importverbot unterliegen. Man müsste also schon in diese Länder Reisen, um das Holz vor Ort zu schnitzen. Dann dürfte man es aber immer noch nicht aus und einführen nach Deutschland. So ist das indische Sandelholz dermaßen geschützt, dass diese Bäume alle samt dem indischen Staat gehören. Gleich wo er wächst, ob auf einem privatgrundstück oder nicht. Nur die Besten indischen Schnitzer dürfen es schnitzen. Ist "ein Stück" Sandelholz im Besitz eines Schnitzers, muss es einen staatlichen Stempel tragen, der den Besitzer als rechtmäßigen Besitzer ausweist.


    Schon die Hölzer, die im Holzhandel zu bekommen sind, diese alle zu schnitzen, auf ihre Schnitzbarkeit zu testen unter Berücksichtigung der Kreterien, die ich angeführt habe, das ist schon fast unmöglich. Es sei denn, man wäre bereit, Unsummen dafür auszugeben.


    Was also tun, um seinen Horizont an Schnitzhölzern zu erweitern? Eine Hilfe gibt es schon. Im Internet gibt es einige Tabellen, die die Eigenschaften der verschiedensten Hölzer aufzeigen. Es sind Tabellen, die unter anderem, Hinweiße auf Schnitzbarkeit liefern. So den Härtegrade, gemessen in Birnell (deutsche Maßeinheit) oder Janka (englische Maßeinheit), die Witterungbeständigkeit/Eigenschutz gegen Insektenfraß, Resistenz gegen Pilzbefall , angegeben in Stufen von 1-5 und. Weiterhin das Wachstum des Holzes, enge oder weite Jahresring, feinporig oder grobporig.


    Hiernach kann man sich dann gezielt Hölzer kaufen, und nach und nach testen, wie lassen sie sich schnitzen.


    Bei den abgebildeten Hölzern hatte ich dem Händler freie Wahl gelassen, das hat zu fast nichts geführt. Er hat die Hölzer, bevor er sie mir geschickt hat ja nicht geschnitzt. Bis auf eines die "Oregon Myrtle" sind sie alle schlecht schnitzbar. Die Mirthe (englisch Myrtle), lässt sich in alle Richtung gut schnitzen, sie neigt nicht zum splittern, sie ist von mittlerer Härte (ca 1200 birnell). Sie hat sehr feine engstehende Jahresringe, sehr kompakt und feinporig. Ihre Resistenz ist von mittlerer Güte.


    "Mein" Fazit wenn es um Schnitzhölzer geht: Es sollte von mittlerer Härte sein (um die 1000-1200 Birnell), die Resistenz gegen Fäulnis, Pilzbefall und Insektenfraß im mittleren Bereich (2-3) liegen, es sollte kompakt, feinporig mit engstehenden feinen Jahresringen sein. Es sollte sich in alle Richtunge gut schnitzen lassen.


    Ein Holz das in der Härte unter 500 Birnell liegt, dennoch die Höchste (5) Resistenklasse besitzt, kompakt ist, kaum oder keine Jahresringe (Hölzer die um den Äquator wachsen) besitzt, sich in alle Richtungen ohne Schwierigkeiten schnitzen lässt, so ein Holz wird kaum oder nicht zu finden sein. Das konnte ich bei meinen bisherigen Recherchen schon in Erfahrung bringen.


    Es gibt zwar Hölzer (die canadische red cedar ist so eines), die sehr weich (unter 400 Birnell) sind und extrem geschützt sind gegen Verwitterung und Insektenfrass, die lassen sich aber z. B. nicht in alle Richtungen gut schnitzen. Diese weichen, witterungsbeständigen Hölzer sind meist Hölzer mit einem hohen Anteil an Ätherischen Ölen. Dann die Hölzer die Extrem hart, dicht und schwer sind, die sind auch sehr resistent, aber dann auch extrem Porös, sie Bröckeln sehr leicht.


    So wie es aussieht, muss man sich eben mit dem Mittelmaß zufreiden geben. Ich werde aber weitersuchen, so habe ich bisher ja nur an der Oberfläche gekratzt, wenn es um die tausenden potenziellen Schnitzhölzer/ Holzarten geht.


    So, ich hoffe das war jetzt nicht zu langweilig für euch.


    Gruß
    Jakob

  • Hallo Jakob,
    mich langweilen deine Ausführungen überhaupt nicht. Du bist dabei, neue Grundlagen für das Schnitzerhandwerk zu legen. Ich denke sogar, dass diese Ausführungen in deine Werkstatt gehören. Damit kann man die von dir entwickelten Sachen schneller entdecken.
    Für mich ist das einen Daumen wert.
    Ich selbst muss mich im Forum etwas rar machen, da ich ein größeres Literaturprojekt angegangen bin. Das erfordert meine ganze Zeit, da ich einen Terminabschluss einhalten muss.


    Grüße aus Berlin
    Berkow

  • Hallo Berkow,


    danke für den Hinweis, den Regenbaum kannte ich nocht nicht. Ich konnte in Erfahrung bringen, dass es da verschiedene Arten gibt. Hauptsächlich bekommt man hier in Deutschland das Holz des Brasilianischen Regenbaums. Da habe ich auch eine Härteangabe gefunden. Die Härte liegt bei diesem um 900 Janka. Mein Bezugsholz ist immer die Linde (bei der Linde kann man auch nicht von "weichem" Holz sprechen, es gibt wesentliche weichere).


    Speziell von dem Malayischen Regenbaum habe ich keine Härteangabe gefunden. Wie schon geschrieben, auch wenn ich jetzt wüsste wie hart es ist, wüsste ich aber nicht, wie es sich schnitzen lässt. Mit, gegen und quer zur Wuchsrichtung. Ich schau mal weiter, vielleicht komme ich ja an ein Stück malyisches Rebenbaum-Holz.


    Viele Grüße