Mit der Faser, quer zur Faser, gegen die Faser, diagonal zur Faser

  • Moin!


    So, hier gleich mal der nächste Thread zu einem ganz grundlegenden Thema in der Holzbearbeitung und beim Schnitzen: die Holzmaserung


    Oft habe ich schon gelesen "mit der Faser schneiden", "quer zur Faser" oder "gegen die Faser". Während ich mit "mit der Faser" glaube ich ganz gut was anfangen und auch grundsätzlich weiß wie die Faser verläuft (von oben nach unten bzw. anders herum bei einem Baum) bin ich mir mit den anderen Ausdrücken unsicher und habe dazu bisher keine gute Übersicht gefunden.


    Daher habe ich mal 4 Fotos gemacht, um das zu veranschaulichen (Faserrichtung mit Pfeil markiert) und euch um eure Hilfe zu bitten :)


    Foto Nr. 1: Ich denke mal, hier würde ich jetzt "mit der Faser" schneiden, richtig?


    Nr. 1



    Foto Nr. 2: Ist das "quer zur Faser" (meine Vermutung) oder "gegen die Faser"?


    Nr. 2



    Foto Nr. 3: Hier würde ich quasi über das Hirnholz schneiden, wäre das dann "gegen die Faser", oder doch "quer zur Faser"?


    Nr. 3



    Foto Nr. 4: Und zuletzt noch ein Mix aus Position 2 und 3, theoretisch wäre ja auch ein Mix aus Position 1 und 3 möglich oder aus allen 3en (über die Ecke schneiden), fallen die alle unter den Begriff "diagonal schneiden"? Bzw. gibt es da genauere Bezeichnungen wie "diagonal quer-gegen die Faser", "diagonal mit-quer-zur Faser"?


    Nr. 4



    Bin gespannt auf eure Kenntnisse!

  • Für mich ist es häufig schwierig solche Begriffe einzuordnen und zu erklären.


    Gerade habe ich z. B. ein Stück Holz in der Mangel, das sich, aufgrund Drehwuchses, gar nicht richtig in diese Kategorien einirdnen lässt.


    Es hilft hier meiner Meinung nach nur zu tun und genau zu beobachten, was das Holz einem sagen will.


    Metall kann man vorhersehen und berechnen.

    Holz muss man erspüren und mit ihm reden.


    Hört sich irgendwie verschroben an. Aber wenn man sich darauf einlässt, dann wird es einfacher mit dem Material schön zu arbeiten.


    Man kann es zwar auch technisch bearbeiten aber das ist nicht das gleiche, wie schnitzen:S

  • Saw milled wood is rarely ever cut along the grain. Only split wood is like that to follow the grain.

    What you can see is that the grain in the wood rises towards the surface on one face of the board.

    Best to carve in that direction. Turned around, your edge will dig in and not come out smoothly.

    That's what I think of when I read "carve with the grain."


    I think that I posted a picture of a large Frog Dish in the Showcase. That is 3 pieces of Yellow Cedar.

    Like a fool, I turned the middle piece around. It had to be carved completely opposite to the left and right sides.

  • An sich gebe ich dir Recht, Bergischer Löffel. Ich merke auch immer wieder, dass ich mit jedem Stück, welches ich schnitze, neue Erfahrungen mache. Bisher hatte ich zum Glück keine gedrehten Hölzer vor mir ;) Aber so etwas macht später vielleicht den Reiz aus.


    Trotzdem fände ich es schön, zu wissen, was mit den Begriffen gemeint ist. Denn zum Teil wird in Büchern darauf Bezug genommen und dann wüsste ich gerne, was der Autor meint.


    Well, that's a funny story, Brian :D I am glad, you still finished it ;)

  • Ich möchte an das Thema gerne anknüpfen und habe daher eine Frage, die mir unter den Nägeln brennt:


    Wie plant ihr eure Figuren von der Holzmaserung her?


    Also bei Personen ist es so, dass die Holzfasern quasi immer von oben nach unten verlaufen und nicht seitlich etc. Daran habe ich mich auch orientiert bisher. Aber warum ist das eigentlich so? Weil man dann möglichst viel "mit der Faser" schnitzen kann?


    Und sollte das auch die Grundregel sein: Figur so auf das Holz zeichnen, das man möglichst viel mit der Maserung schnitzt?


    Oder eher: Immer von unten nach oben aus optischen Gründen?


    Weil bei Tieren, die ja oftmals länger sind als hoch, verläuft die Faser trotzdem oft von oben nach unten.

  • Das Holz lässt sich immer besser längs zur Faser schnitzen. Bei einer menschlichen Figur ist dadurch die Richtung schon vorgegeben. Gekaufte Klötze sind immer in Längsrichtung geschnitten. Damit muss man seine Figur dem Klotz anpassen. Bei einem Tier würde ich schon dieses quer aufzeichnen. Es kann auch durchaus sein, wenn die Beine sehr dünn sind (Reh), diese in Längsrichtung zu belassen. Manchmal sollte man darauf achten, wie man das Holz am besten einspannen kann. Auch das könnte ein Gesichtspunkt sein.

    Grüße

    Berkow

  • Wenn man quer zur Faser arbeitet, dann ist auch die Gefahr, dass filigrane Teile oder auch z. B. die angesprochenem Beine abbrechen größer.

    Die potentiell leichtere Spaltfläch in den Jahresringen verläuft ja quer.

    Daher hängt es ganz von dem ab, was man machen will, wie die Figur in das Holz gelegt wird.


    Ich hoffe, dass ich mich verständlich ausgedrückt habe.

  • Die Längsrichtung des Holzes hat die größte Stabilität. Die Fasern des Holzes wirken wie ein Bündel aus Grashalmen.


    Ein Gegenstand mit "Faserrichtung quer" würde beim Schnitzen oder bei der Benutzung durchbrechen.


    Einfacher Test: Nimm ein dünnes Kiefernbrettchen und versuche es erst längs, dann quer zu brechen.


    Dann weißt Du, was ich meine.


    Wenn man Tiere schnitzt, ist das immer ein Kompromis zwischen der Statik des Holzes und der Optik. Im Notfall muss man ein Tier aus härterem Holz schnitzen. Ahorn oder Birke statt Linde. Natürlich darf die Textur (das Muster) des Holzes die Gestaltung nicht kaputtmachen.


    Ein geschnitztes Gesicht würde mit vielen Jahrringen und Farbverläufen ganz furchtbar aussehen.