Schnitzmesser mit doppelter, gebogener Schneide

  • Hallo, liebe Hobbyschnitzer,


    in meinem Schnitzmesserbestand befinden sich auch Schnitzmesser mit bananenförmig gebogener, doppelseitiger Schneide: eins von Kirschen (bei Stubai hat es die Nummer 510701) und eins von Carl Heidtmann (es steckte in einer der beiden Rolltaschen). Inzwischen also schon zwei von diesen merkwürdigen Exemplaren.


    Wofür wird so ein Messer eigentlich benötigt?


    Worin liegt der Vorteil eines solchen Messers gegenüber den einseitig schneidenden Messern? Das frage ich mich schon länger, habe aber bislang noch keine Antwort gefunden. Ich benutze es nicht - es ist mir zu gefährlich, weil es zweischneidig ist und man es deshalb nicht mit dem Daumen drücken kann.


    Bin gespannt auf eure Antworten.


    Gruß

    Bernd

  • Hallo Bernd,

    ich habe nachgesehen bei DUBAI und sah ein gebogenes Kerbschnitzmesser unter dieser Nummer. Die zweiseitig geschärfte Klinge bietet sich an, für einen konkaven und einen konvexen Schnitt mit dem gleichen Messer. Das heißt, ich kann eine Außenrundung oder eine Innenrundung damit bearbeiten. Den Daumen sollte man bei diesen Schnitten weglassen oder nur gegen den Schaft drücken.

    Grüße

    Berkow

  • Hallo Berkow,


    vielen Dank für deine Antwort. Demnach muss man so ein Messer wohl nicht unbedingt einsetzen, wenn konvexe und/oder konkave Schnitte auszuführen sind, oder? Jedenfalls bin ich bislang ganz gut ohne dieses spezielle Messer ausgekommen. Mir ist auch im Internet oder sonstwo noch kein Anwendungsfall begegnet, in dem das doppelschneidige Messer in seiner Handhabung überhaupt zum Einsatz kam (von einem möglicherweise sogar vorteilhaften Einsatz ganz zu schweigen) - oder gibt es vielleicht doch irgendein Schnitzvideo z.B. auf YouTube dazu? Es würde mich interessieren, denn das würde ich gerne mal sehen ...


    Ein paar Versuche habe ich schon damit gemacht, aber außer dem bereits erwähnten Nachteil, dass man mit dem Daumen nicht auf die Klinge drücken kann, empfinde ich es auch als Nachteil, ja, sogar als eine Gefahr, dass man bei diesem kurzen Messergriff beim Schneiden sehr leicht mit der Beuge des Zeigefingers in den als Schneide ausgebildeten "Messerrücken" geraten kann - mit entsprechend blutigen und schmerzhaften Folgen.


    Also: da die doppelte Schneide keinen signifikanten Vorteil, sondern zum Teil sogar gefährliche Nachteile zu bieten scheint, werde ich dieses Kerbschnitzmesser wohl auch zukünftig nicht benutzen. Es sei denn, irgendwas oder irgendwer belehrt mich diesbezüglich noch eines Besseren. Ich würd's mir wünschen.


    Gruß

    Bernd

  • Hi Brian,


    thanks for your answer, however, I didn't speak about Hook-knives, which are very useful for e.g. spoon-carving etc. 4 of those hook-shaped knives are in use in my workshop as well, but my question was related to a special knife for carving patterns with notches. The discussion is about a double sided notch carving knife (it looks like a dagger or a little sword), which is in my opinion not very useful for notch carving.


    Regards

    Bernd

  • Beim Aufräumen und Sortieren habe ich heute festgestellt, dass ich nicht nur zwei, sondern sogar drei Exemplare dieses merkwürdigen Messers in meinem Bestand habe: Kirschen, Heidtmann und Spannsäge (von links nach rechts). Diese Art Messer scheint unter Schnitzern also doch irgendwie beliebt (gewesen?) zu sein ... ich frage mich nur: warum?


    Wie gesagt, ich würde gerne mal Fotos oder ein Video sehen, in denen so ein Messer zur Anwendung kommt. Bis dato kann ich nämlich nur Nachteile, aber keinen wirklichen Vorteil in dieser Messerform erkennen.


    Gruß

    Bernd

  • Hallo Dirk,


    vielleicht liegst du mit deiner vermutenden Frage richtig (ich habe auch schon in diese Richtung gedacht), aber wo wird die Art der Verwendung dieses speziellen Kerbschnitzmessers beschrieben oder gar gezeigt?


    Man erhält es meist beim Kauf im Set mit anderen Kerbschnitzmessern, aber kein Mensch scheint zu wissen, wie und was man damit sinnvoll schnitzt.


    In dem Schnitzerbuch von Kurt Koch (Fortgeschrittenenkurs, 6. Auflage, ISBN 3-924 952-36-1) habe ich zwar eine Abbildung (Bild Nr. 16) dieses Messers gesehen, aber auch Kurt Koch beschreibt in seinem Buch nur die gebräuchlichsten Kerbschnitzmesser. Fotos von Messerhaltungen gibt es weiter hinten im Buch zwar auch, aber leider nur für das "Allroundmesser", das sogenannte Rosenmesser.


    Gruß

    Bernd

    • Offizieller Beitrag

    Nur zur Info:
    In meinem Shop wird das Messer NICHT angeboten und es kam auch noch nie die Nachfrage dazu.

    Auch ist es nicht möglich, dieses Messer mit einer Schwabbelscheibe abzuziehen, weil man dann die gegenüberliegende Schneide abstumpft.
    Geht also nur mit Lederriemen, Leder- oder Filzscheiben.

  • Da ich ja nun jetzt drei von diesen Messern habe (das Erste hatte ich irgendwann mal aus Neugierde gekauft, und die beiden Anderen wurden mir später geschenkt), habe ich schon daran gedacht, zwei der drei Messer derart umzuschleifen, dass sie nur noch eine Schneide pro Messer haben: ein Messer mit nach innen gebogener Schneide und ein Messer mit nach außen gebogener Schneide. Also: jeweils eine der beiden Schneiden wegschleifen und als Messerrücken ausbilden. Dann hat man die Schneidemöglichkeiten dieses Messers nicht mehr in einem Messer vereint, sondern auf zwei Messer aufgeteilt. Der Vorteil wäre: man kann sich dann nicht mehr so leicht verletzen und: man kann möglicherweise auch wieder mit dem Daumen auf den Messerrücken drücken.


    Das wäre eine Idee, die ich allerdings erst dann in die Tat umsetzen würde, wenn ich wüsste, wie und was man mit so einem gebogenen Doppelmesser schnitzt (bzw. für welche Anwendungen diese Art Messer von Vorteil sind).


    Ja, sie werden nicht beim Hobby-Versand angeboten, aber sie werden in mindestens drei Ländern, in Deutschland, in Österreich und in der Schweiz, produziert und verkauft. Nach wie vor frage ich mich allerdings: wofür?


    Wenn das hier keiner so richtig weiß, sollte ich vielleicht mal bei den Herstellern nachfragen.


    Gruß

    Bernd

  • Hallo, liebe Hobbyschnitzer,


    Es ist soweit. Zwei der drei angefragten Hersteller haben inzwischen geantwortet, und zwar wie folgt:


    1. Marke "Pfeil" (03.01.2023):

    "Wir sehen unser Kerbschnitzmesser Nr. 15 als Schnitzmesser zum Schnitzen von kleinen nicht sehr naturalistischen Figuren oder auch zum Schnitzen von Verzierungen an einem Stock. Das kleine Holzstück hält man in der einen Hand und das Messer in der anderen Hand. Die runde konvexe Seite des Messers gleitet etwas leichter durch das Holz als eine gerade Schneide, gerade wenn man ein Stück Holz zuerst grob zuschneidet. Die konkave Seite kann benutzt werden um etwas Rundes zu schnitzen. Mit der Spitze kann man feinere Linien (einfache Hände, vielleicht Gesichter oder Falten in Kleidung) schnitzen. Dabei kann man das Messer so drehen, wie es gerade passt und muss es nicht aus der Hand legen und ein anderes Messer suchen.


    Es ist natürlich sehr individuell, welche Art von Messer man benutzt, was einem gut in der Hand liegt und es hängt natürlich auch davon ab, wie man arbeitet, was man schnitzt und welche Messer man bereits besitzt."


    2. Marke "Stubai" (09.01.2023):

    "Art.510701 Kerbschnitzmesser doppelschneidig

    Unser Universalmesser im Kerbschnitzsortiment ist besonders geeignet für tiefe Einschnitte (Hinterschneidungen) bei Ornamenten oder Schriften. Für die Ausarbeitung von Details ist der runde Schnitt oft sehr hilfreich, der hohle Schnitt hingegen wird gerne beim figürlichen Schnitzen auf Rundholz verwendet (zB.Stockschnitz Arbeiten).


    Wie alle unsere Kerbschnitzmesser wird auch diese Form nur vorgeschliffen ausgeliefert."


    Stubai hat zudem einen Wettbewerb angeregt und schreibt:

    "Ps.da es anscheinend wirklich keine Anwendungsvideos für diese Form gibt (erstaunlicherweise auch nicht von Mitbewerbern die diese Form auch im Sortiment haben) wäre es vielleicht eine Idee einen kleinen Wettbewerb im Schnitzerform auszurufen, derjenige der uns das beste Video (max.3Min) zuschickt und uns erlaubt es auf unserer Seite zu verwenden gewinnt einen Kerbschnitzmesser Satz (oder 2 Tageskarten fürs Skifahren auf dem Stubaigletscher)."


    Also, liebe Hobbyschnitzer, wer von euch schnitzt mit so einem doppelschneidigen Kerbschnitzmesser? Er oder sie hat nun die Chance, davon ein kleines Video zu erstellen und einen großen Preis zu gewinnen.


    Die Marke "Kirschen" hat (noch) nicht geantwortet. Aber vielleicht kommt aus diesem Unternehmen ja auch noch was zum hier diskutierten Thema ...


    Gruß

    Bernd






  • Soeben ist die Antwort von Kirschen auch noch gekommen:


    3. Marke "Kirschen" (11.01.2023):


    "Das zweischneidige Messer eignet sich ideal um Runden zu bearbeiten: Die konkave Seite (quasi die Unterseite) eignet sich um Auswölbungen, also Rundungen nach außen zu schnitzen wohingegen die konvexe Seite (obere Seite) der Klinge sich dazu eignet Vertiefungen zu bearbeiten. Oder eben um mit "der Rückhand" arbeiten zu können.

    Produktvideos haben wir leider (noch) keine und auch kein konkretes Anwendungsfoto für die beiden Bearbeitungsrichtungen. Das nehmen wir allerdings gerne als Anregung auf."


    Mein Fazit:


    Nachdem ich alle diese Antworten gelesen habe, würde ich sagen, dass dieses zweischneidige Messer gegenüber den "normalen" Schnitzmessern wohl nur dann wirklich im Vorteil ist, wenn man mit Hölzern zu tun hat, bei denen die Faserrichtung ständig wechselt. Wenn man z.B. an einem Stock über ein Astauge schnitzt, reißt der Schnitt hinter dem Astauge in der Regel aus oder geht tief ins Holz hinein, weil hier die Faserrichtung gegenläufig ist. Um solche Stellen sauber (d.h. ausrissfrei) zu beschnitzen, muss die Schnittrichtung ständig gewechselt werden (immer mit der Faser schneiden - nie dagegen). Hier dürfte sich das zweischneidige gebogene Messer als vorteilhaft erweisen, weil dieses Messer sowohl vorwärts als auch rückwärts schneidet (ich werd's bei meinem nächsten Grünholz-Löffel mal ausprobieren). Man kann damit also die Schnittrichtung wechseln ohne die Haltung des Werkstücks und/oder des Messers signifikant zu verändern. Das dürfte auch dann der Fall sein, wenn man z.B. eine Kugel (oder einen Kopf) aus einem Vierkantstab, einem Rundholz oder einem Stock herausarbeiten möchte. Ob dieser Vorteil ein hinreichender Grund für den sinnvollen Gebrauch dieses Messers ist, mag jeder für sich selbst beurteilen.


    Der in meinen Augen schwerer wiegende Nachteil dieses Messers ist aber zweifellos das durch die Zweischneidigkeit vorhandene deutlich höhere Verletzungsrisiko.


    Wie seht ihr das? Auch so? Oder anders?


    Gruß

    Bernd

  • Für Intarsien kann ich mir das gut vorstellen. Ich denke, dass man damit sehr feine Details arbeiten kann (mit Rundungen), bei denen man nicht viel Druck ausüben muss. Also braucht man den Daumen nicht aufzustützen. Man kann mit einem Messer arbeiten, ohne ständig zu wechseln.

    Das sind meine Gedanken dazu. Ich hab so ein Teil nicht und glaube nicht, dass ich mir das jemals anschaffen werde.

  • So, nun habe ich eins von meinen doppelschneidigen Kerbschnitzmessern "umgebaut". Ich habe die innere Schneide abgeschliffen (rechts im Bild zu sehen, links ist eins im Originalzustand abgebildet), sodass nur noch die äußere Schneide genutzt werden kann. Dafür kann ich jetzt mit dem Daumen "draufhalten", ohne ihn zu verletzen.


    Damit habe ich jetzt ein ganz anderes Kerbschnitzmesser, das eine vielseitig einsetzbare, gebogene Schneide hat.


    Gruß

    Bernd