Einfache Schale ohne Verzierungen aus Kirschbaum (Grünholz)

  • Diese schlichte Schale habe ich im August 2022 aus einem Anfang 2022 geschlagenen Kirschbaum fertig geschnitzt. Sie hat keinen störenden Ast (wie die andere Schale, die ich aus demselben Baum geschnitzt habe) und auch sonst keine verzierenden Highlights. Es ist allein die Form, die ihr ein mehr oder weniger ansprechendes Aussehen verleiht. Aber das ist ja bekanntlich stets Geschmacksache des Betrachters...


    Gruß

    Bernd

  • Hallo Bernd

    Die Schale ist gelungen. Form und Farbe sind sehr interessant. Trotz dieser Einfachheit hat sie eine gute Wirkung. Ich hoffe, daß sie Dir nicht reißt, was bei Grünholz keine Seltenheit ist.

    LG Rainer

  • Vielen Dank an alle Schnitzer für die Komplimente. Hat mich gefreut. Zum dem von Rainer gefürchteten Reißen beim Grünholz-Schalen-Schnitzen folgendes:


    Frisches Holz, das noch nicht getrocknet ist, baut aufgrund seiner Form beim Trocknen immer erhebliche Spannungen auf. Wenn sie zu groß werden (und das werden sie!), reißt das Holz. Das Resultat sind dann mehr oder weniger tiefe Risse in Längsrichtung der Holzfasern. Trotzdem kann nasses Holz bereits geschnitzt oder gedrechselt werden - wenn man einige Besonderheiten beachtet.


    1. Das zu bearbeitende Stück Holz muss frei vom Kern des Stammes sein. Die Markröhre darf nicht durch das zu schnitzende Holz laufen (gilt z.B. auch beim Schnitzen von Löffeln aus Astgabeln).


    2. Wenn Schnitzpausen eingelegt werden, muss das Holz vor Austrocknung seiner Oberflächen geschützt werden, indem man es z.b. in ein Tuch einwickelt (kurzfristig geht auch eine Plastiktüte, aber da kann sich schnell Schimmel bilden).


    3. Im nassen Zustand sollte die Schale nur so weit geschnitzt werden, dass man a) zum Fertigschnitzen noch genügend Material abtragen kann, aber b) die Schale in ihrer Form bereits gut angelegt und hinreichend dünnwandig ist (die Wandstärke sollte nicht mehr als etwa das Doppelte der endgültigen Stärke betragen), sodass sie beim Trocknen nicht reißt, sondern sich stattdessen verformt. Bei der in den Bildern gezeigten Schalenform wird das Oval beim Trocknen deutlich länglicher (die Schale wird schmaler), und der Fuß der Schale verformt sich um seine Längsachse: die Schale wackelt, aber das ist gut so.


    4. Zum Trocknen wird die Schale in ein Laken/Bettuch eingewickelt. Das Tuch verhindert eine zu schnelle Trocknung der Oberflächen, lässt aber trotzdem noch Feuchtigkeit nach außen durch. Zwischendurch immer mal nachsehen, ob noch alles okay ist. Wenn leichter Schimmel zu sehen ist, sollte "die Wickel-Kleidung" etwas luftiger ausfallen. Nach einigen Wochen kann das Tuch entfernt werden, und die rohe Schale kann dann an der Raumluft in wenigen weiteren Wochen komplett durchtrocknen. Dann kann der beim Trocknen entstandene Verzug der Schale korrigiert und die ganze Schale fertig geschnitzt werden.


    5. Trotz aller Vorsicht können manchmal doch noch Risse auftreten. Aber: wenn sie auftreten, dann in der Anfangszeit - wenn die rohe Schale unter dem Tuch trocknet. Wenn sie die Trockenzeit unter dem Tuch ohne Riß überstanden hat (was in der Regel der Fall sein sollte), dann ist davon auszugehen, dass sie auch danach nicht mehr reißen wird.


    6. Diese Methode ist vorteilhaft, weil sie nicht auf eine jahrelange Holztrocknung angewiesen ist. Dünnwandiges, kernloses Holz trocknet eben viel schneller als dicke Klötze oder dicke Bretter. Außerdem lässt sich nasses Holz leichter schnitzen.


    Ich bin mir ziemlich sicher: die hier vorgestellte Grünholz-Schale ist komplett durchgetrocknet. Sie wird nicht mehr reißen.


    Gruß

    Bernd