Heute folgt der Endspurt.
Wie bereits in #8 angekündigt, war das Schnitzen der Füße die nächste Aufgabe. Das zur Verfügung stehende Holz war durch das Absägen des Sockels knapp bemessen. Gleichwohl bemühte ich mich, den anatomischen Eigeneigenheiten gerecht zu werden. Wusstet Ihr, dass Eichhörnchen hinten 5 lange Zehen haben, vorne aber nur 4? Der vordere Daumen ist zu einem Stummel verkürzt und meist nicht zu sehen. Die Zwischenräume zwischen den einzelnen Zehen waren selbst für mein kleinstes 1mm U-Eisen zu knapp. Deshalb arbeite ich hier viel mit dem simplen Schnitzmesser. In der Enge unter dem Körper war es gar nicht so einfach.
Als nächstes kam der Schwanz an die Reihe. Um diesen bearbeiten zu können, habe ich den Klotz, in dem die Figurenschraube steckt, auf drei Seiten verkleinert (Bild 21). Die Verfärbung im Schwanz stammt noch von der Nähe des Astes, der auf der linken Seite des Schwanzes zu umgehen war. Im diesem Bereich war das Holz schwierig zu schnitzen, da ich wegen des Drehwuchses (?) ständig die Schnitzrichtung ändern musste, um Aufsplitterungen des Holzes zu vermeiden.

Das Bild 22 zeigt in der Untersicht des Tieres die ganze Unregelmäßigkeit im Körperbau und die beabsichtigte "Schwingung" im Schwanz. Schaut Euch mal bei Youtube den Videofilm über die Tierchen im Ohlsdorfer Friedhof Hamburg an, da könnte Ihr sehen, wie sie vor Erregung mit dem Schwanz schlenkern, wenn ihnen eine Walnuß gereicht wird.

Nach der Grundform des Schwanzes ging es an die Schwanzwurzel und damit an die Aufhebung der bisher stabilen Verbindung zwischen Schwanz und Körper.

Die Schwanzwurzel wurde kräftig verschlankt und die Oberschenkel im Anschlussbereich näher zur imaginären Wirbelsäule herangeführt. Im Bild 26 ist das Ergebnis dieser Maßnahme gut sehen.

Mit dem Bild oben habe ich etwas vorgegriffen. Doch vor dem Lösen der Figur vom Schraubenklotz stand neben der nahezu vollständigen Ausformung und Glättung des Schwanzes noch dessen Oberflächengestaltung an. Das war ein Fall für sich. Auf Abfallholz fertigte ich verschiedene Muster aus Vertiefungen mit dem Geißfuß an. Eine dicht an dicht gerillte Oberfläche mit einem U-Eisen, wie sie zB. beim Bart des Älplers gut passte, wirkte hier zu wuchtig und dominant. Ebenso wenig gefielen uns starke Einschnitte mit dem V-Eisen. Vergleichsweise feine Einschnitte, ergänzt durch einzelne nachträgliche tiefere Einschnitte schienen uns schliesslich am ehesten die Illusion eines buschigen, aber leichten Schwanzes zu vermitteln.
Nach diesen Schritten war es dann so weit: Die Verbindung des Schwanzes zur Figurenhalterung wurde getrennt, die Schwanzspitze abgerundet, und dann wurde das Tier zur ersten Mal in die Freiheit entlassen. Dort unternahm es gleich die erste Kletterübung (24).

Vom ersten Ausflug zurückgekehrt ließ das Eichhörnchen noch eine zweifache Ölung über sich ergehen und zeigte sich anschliessend dem Fotografen von seiner besten Seite.

Weitere Fotos vom fertig geschnitzten Tierchen seht ihr im Schaukasten.
Viele Grüße von Seehaas