Sinnvolle Grundausstattung um Löffel zu schnitzen

  • Hallo liebes Forum

    Nachdem ich mich hier gestern neu angemeldet habe, gleichmal meine erste Frage. Da ich mich nächstes Jahr mit dem Schnitzen von Löffeln beschäftigen möchte, stellt sich mir zunächst mal die Frage nach einer sinnvollen Grundausstattung. Aufgrund einer Empfehlung aus dem Forum woodworking, hatte ich mir Mitte des Jahres schon zwei Löffeleisen bestellt. Von Beavercraft, siehe Foto. Hoffe, das war erstmal eine sinnvolle Investition, was meint ihr?


    Dann habe ich vom Nachbarn ein kleines Beil von Fiskars bekommen. Erstmal gesäubert und mit einer Messingbürste, soweit es ging, den Rost entfernt. Danach mal grob vorgeschliffen auf dem Bandschleifer. Im Augenblick habe ich einen Winkel von ca. 30°. Also von jeder Seite eine Fase von ca. 15°. Bevor ich mich jetzt ans Schärfen und Abziehen mache, folgende Fragen: Ist so ein Beil überhaupt sinnvoll für den Anfang? Möchte erstmal kein Vermögen für ein Premiumprodukt ausgeben.

    Wäre ein Winkel von 30° für die Schneide in Ordnung?


    Als letztes noch, welches Schnitzmesser für die äußere Bearbeitung würdet ihr empfehlen?


    Ach ja, reicht das erstmal für den Anfang, oder habe ich etwas wichtiges vergessen?


    Gruß Michael

  • Hallo Michael,


    auch meinerseits ein herzliches Willkommen hier im Schnitzerforum. Schön, dass du mit dem Löffelschnitzen loslegen willst. Auf den ersten Blick scheint das Löffelschnitzen eine langweilige Angelegenheit zu sein - ist es aber nicht. Es gibt so viele Möglichkeiten, einen Löffel zu schnitzen und zu gestalten. Mit jedem geschnitzten Löffel steigt der Anspruch und es kommen wieder neue Ideen, die umgesetzt werden wollen...


    Auch das Ausgangsmaterial (Holz) ist total unterschiedlich und fordert dich heraus, das jeweils Optimale dem Stück zu entlocken. Es ist ein Unterschied, ob man Löffel aus einem trockenen Brett oder einer Astgabel aus Grünholz schnitzt. Letzteres ist meiner Meinung nach die spannendere Angelegenheit, da man hier zuerst die Markröhre entfernen und ansonsten in besonderer Weise auch in der Form des Löffels dem Faserverlauf weitestgehend folgen sollte. Wenn's gelingt, kommen dabei wunderschöne Löffel heraus.


    Nun zu deiner Ausstattung. Die beiden Löffeleisen von Beavercraft sind eine gute Wahl mit einem sehr guten Preis- Leistungsverhältnis. Das mit dem langen Griff habe ich auch in Gebrauch. Es liegt sehr gut in der Hand, eignet sich aber nicht so gut für die tieferen Stellen. Dafür ist das zweite Eisen mit der stärkeren Krümmung genau das Richtige. Ich habe zwei damit vergleichbare Löffeleisen, allerdings nicht von Beavercraft, sondern von Narex. Sie sehen aber fast genauso aus wie deins. Da die Schneide vom Griff relativ weit weg ist, braucht man bei diesem Messer allerdings deutlich mehr Kraft beim Aushöhlen. Deshalb habe ich das Metallteil zwischen Holzgriff und gebogener Schneide mehrfach mit TesaKrepp dick umwickelt. Das sieht zwar nicht schön aus, hat aber einen entscheidenden Vorteil: ich kann das Messer näher an dessen Schneide führen, was für meine Finger wesentlich angenehmer ist, weil der Druckpunkt weiter vorne liegt und diese Haltung den Hebelarm beim Schnitzen (Aushöhlen) deutlich verkürzt. Meine beiden Löffeleisen von Morakniv (die allerdings nicht so dick/stabil sind wie die von Narex) habe ich aus dem selben Grund ebenfalls mit Tesakrepp umwickelt. Aber das, was dir die Arbeit mit Löffelschnitzmessern erleichtert, wirst du selbst ausprobieren müssen...


    Ein Beil für's Löffelschnitzen ist nicht unbedingt nötig. Man kann die grobe Form des Löffels auch sehr zügig mit der Bandsäge (oder einer scharfen Handsäge etc.) zuschneiden. Das Beil auf dem Foto scheint mir zudem ein wenig zu kurz und zu klein zu sein. Nun ja, es wird wohl auch funktionieren, aber es ist doch eher ein leichtes Rucksackbeil als ein Schnitzbeil. Außerdem wirst du es noch ordentlich scharf machen müssen, sonst wirst du überhaupt keine Freude daran haben. Die Schärfe ist wichtiger als die Gradzahl des Schneidenwinkels. Schau dir mal die Gewichte der Schnitzbeile der renommierten Schmieden (z.B. Gränsfors, Djärv usw.) an. Dann weißt du in etwa, wie groß bzw. wie schwer ein Beil zum Schnitzen sein sollte. Aber - wie gesagt - es geht auch ohne Beil.


    Als Schnitzmesser für die äußere Bearbeitung würde ich für den Anfang zu Morakniv Woodcarving 105 greifen. Wenn's was Besseres sein soll, dann vielleicht ein vergleichbares Modell von Svante Djärv o.ä.


    Gruß

    Bernd

  • Hallo Bernd

    Vielen Dank für deine Rückmeldung. Den Tip mit dem Tesakrepp werde ich auf jeden Fall im Hinterkopf behalten. Auch bei dem Beil liegst du wahrscheinlich richtig. Hatte es mal an einem Stück Fichte ausprobiert und es kam mir auch etwas leicht und schlecht ausbalanciert vor. Werde es trotzdem erstmal verwenden. Nächstes Jahr Weihnachten hätte ich dann vielleicht schon was für den Wunschzettel.

    Geschärft werden muss es natürlich noch, ein paar Scharten sind ja auch noch zu sehen.

    Zu dem Messer: Das Morakniv 105 habe ich mir gerade mal angeschaut. Die Form sieht vielversprechend aus. Gibt es sowas auch von Beavercraft oder würdest Du da eher von abraten?

    Gruß Michael

  • Hallo Michael,


    das C4 Schnitzmesser von Beavercraft dürfte mit Morakniv 105 vergleichbar sein. Jedenfalls im Blick auf die Klingenform und Klingenlänge. Kenne dieses Messer aber nicht. Morakniv 105 ist aus laminiertem Carbon Steel (= LC) gefertigt. Hält die Schärfe gut. Damit lässt sich gut schnitzen.


    Habe leider keine Angabe gefunden, wie dick die Klinge vom C4 ist. Dünner als die vom Morakniv sollte sie meiner Meinung nach nicht sein, denn die ist schon ziemlich dünn. Die Spitze kann man schon mal schnell verbiegen (ist mir beim 120 C [allerdings beim einfachen Carbon Steel] schon mal passiert).


    Eine dickere Klinge (wie z.B. beim Svante Djärv Carving Knife) wäre zu empfehlen. Sie bringt mehr Stabilität ins Messer (ist allerdings auch deutlich teurer). Die Messer von Svante Djärv sind sehr gut. Sie sind handgeschmiedet und in jeder Hinsicht weder mit Beavercraft noch mit Morakniv vergleichbar.


    Gruß

    Bernd

  • Hallo Bernd

    Danke für deine Infos. Werde mir auf jeden Fall mal das von Dir erwähnte Swante Djärv genauer anschauen. Wäre ja auch für andere Arbeiten zu gebrauchen. Da kann man mal etwas mehr Geld ausgeben.

    Gruß Michael

  • Dann hätte ich doch noch mal eine Frage. Habe gerade mal das tiefe Löffelmesser an einem Stück trockener Linde ausprobiert. Zum einen ist mir aufgefallen, dass, wie Bernd schon erwähnte, man das Messer automatisch weiter vorne hält. Das mit dem Tesakrepp oder ähnlichem ist wohl wirklich sinnvoll. Weiterhin habe ich aber auch bemerkt, dass ich da eher einen ziehenden Schnitt anwende. Ist das so, oder mache ich da was falsch? Außerdem fand ich den Arbeitsfortschritt doch sehr schleppend, also langsam. Spricht irgend etwas dagegen, die grobe Form zunächst mit einem Bildhauereisen auszuarbeiten? Oder sollte ich mich erstmal in Grünholz versuchen? Habe hier schon an anderer Stelle gelesen, dass das einfacher zu bearbeiten wäre. Kenne ich auch so vom Drechseln.

    Gruß Michael

  • Hallo Michael,


    trockenes Lindenholz ist eigentlich sehr gut zum Schnitzen geeignet. Linde kann aber auch sehr harte Stellen haben. Vielleicht hast du gerade so ein Stück erwischt.


    Beim Löffelschnitzen ist alles erlaubt, was Fortschritt bringt. Es muss nicht unbedingt ein Löffelschnitzmesser sein. Ein entsprechend geformtes Bildhauereisen (ggf. auch mehrere verschiedene Formen) ist selbstverständlich auch eine gute Möglichkeit, "in die Tiefe" zu schnitzen. Das mache ich auch des Öfteren, vor allem dann, wenn ich Löffel in der Werkstatt schnitze, wo ich alle meine Eisen an der Wand vor mir habe. Wenn's zu hart wird, kann man sogar einen Klüpfel dazu nehmen (feste Einspannung des Werkstücks vorausgesetzt!). Damit geht's eigentlich immer.


    Mit einem Löffelschnitzmesser kann man sowohl ziehend als auch drückend schnitzen. Der ziehende Schnitt geht leichter von der Hand, hat aber zur Folge, dass die Oberfläche damit nicht so glatt wird wie beim drückenden Schnitt. Beim Ziehen eines Löffelschnitzmessers bilden sich Rillen (was beim Anlegen der Form aber noch kein Problem ist).


    Beim normalerweise mit dem Löffelschnitzmesser durchzuführenden drückenden Schnitt (Schnittrichtung senkrecht zur gebogenen Schneide) sollte man darauf achten, dass das Messer nicht zu tief in das Holz eindringt, denn je tiefer es im Holz steckt, desto schwerer der Schnitt. Mit der gebogenen Schneide unter vielen Wiederholungen möglichst dünne Späne (mit der Faser, nicht gegen die Faser!) abschälen - das ist die Methode, die beim Löffelschnitzmesser gut funktioniert und die beste Oberflächenqualität in der Wölbung bringt. Man muss es üben - und gewöhnt sich nach und nach an eine erfolgreiche und sinnvolle Handhabung von Löffelschnitzmessern. Der große Vorteil dieser Messer besteht darin, dass man damit überall mit nur einer Hand und ohne Einspannung des Werkstücks (wenn die andere Hand das Werkstück hält) schnitzen kann.


    Nasses Grünholz leistet weniger Widerstand beim Schnitzen als trockenes Holz (bei jeweils gleicher Holzart). Das Prinzip ist aber gleich: geht das Messer zu tief ins Holz, sträubt sich auch Grünholz gegen den Schnitt.


    Gruß

    Bernd

  • ... hier noch ein Foto, auf dem zu sehen ist, dass ich je nach Anwendungsfall auch Bildhauerbeitel (hier: DASTRA Stich 7, 16 mm breit) zum Aushöhlen von Löffeln benutze. Im vorliegenden Fall ist es trockenes Kirschbaumholz (es ist hart, aber schön!). Links neben dem in der Hinterzange der Hobelbank eingespannten Werkstück liegt ein zweiter (und ein dritter) Rohling, wie er aussieht, nachdem die grobe Form mit der Bandsäge gesägt wurde. Das Messer auf dem Foto ist von Svante Djärv.


  • Hallo Bernd

    Erst nochmal ein Dankeschön für deine ausführlichen Erklärungen. Die helfen wirklich weiter.

    Aber, nach Betrachtung deines Bildes, habe ich gleich wieder eine Frage. Wenn du den Rohling auf der Bandsäge zusägst, in welcher Reihenfolge gehst du vor? Zuerst die Form von oben und dann von der Seite oder umgekehrt? Interessant finde ich auch die Einspannhilfe für die Löffel. Würde dann ja bedeuten, dass du den Löffelstil zunöchst immer gleich zusägst und dann als erstes den Löffel aushöhlst? Als letztes dann den Stiel? Hast Du dafür auch einen guten Tip zum Einspannen?

    Gruß Michael

  • Hallo Michael,


    das werden Salatbestecke zum Verschenken, wie ich sie hier schon gezeigt habe. Die haben immer gleichen Umriss. Dafür habe ich mir eine Schablone und eine Einspannhilfe angefertigt. Damit geht vieles schneller. Wie ich sie an der Bandsäge zusäge, verrate ich hier im Forum nicht, denn das braucht ebenfalls Übung und Erfahrung mit der Maschine. Außerdem braucht es für bestimmte Schnitte noch selbst gebaute Hilfsmittel, ohne die ich den Löffel nicht gegen das laufende Sägeblatt schieben würde. Ich verrate sie aber nicht, denn ich möchte schließlich nicht verantwortlich dafür sein, wenn das ein Ungeübter nachmacht, dem danach möglicherweise irgend ein Körperteil fehlt...


    Ansonsten schnitze ich meine Löffel individuell. Ich säge sie nicht immer gleich zu. Manche haue ich auch mit meinem Bildhauerbeil aus dem Holz. Oder mit dem Zugmesser. Also: alle möglichen Varianten.


    Gruß

    Bernd

  • Hallo Bernd

    Das kann ich natürlich nachvollziehen. Ich gebe auch nicht alle Rezepturen oder Vorgehensweisen in Foren preis. Aber ich vermute mal, dass du die Schnitte für Löffel auch nicht anders machst wie ich für geschweifte Stuhl- oder Tischbeine. Ich werde es mal so versuchen. Hier aber nochmal meinen Dank für deine Hilfe und Geduld.

    Gruß Michael