Hallo Mikero,
da hast du Recht: das Schleifen ist eine wichtige Grundlage zum Schnitzen, aber auch sonst für's Arbeiten mit Holz. Ich mache das bei Schnitzeisen in der Regel mit einer langsam rotierenden Sandsteinscheibe, die durch ein Wasserbad läuft. Das dauert zwar länger, die Schleifwirkung bzw. der Materialabtrag kann dafür aber genau kontrolliert werden.
Beim Anbieter Spangler habe ich gelesen, dass die Dry & Cool Scheibe sehr aggressiv ist und ein sehr grobes Korn hat (Körnung 80). Das bedeutet, dass man diese Scheibe nur für grobe Schleifarbeiten nimmt, bei denen ein sehr hoher Materialabtrag erforderlich ist. Das ist für die Herstellung oder für das Umschleifen eines Schnitzeisens auf einen anderen Schneidenwinkel gut, oder aber auch für das Wegschleifen von größeren Ausbrüchen, die beim Schnitzen auch schon mal vorkommen. Für solche Arbeiten wird ein hoher Materialabtrag benötigt, damit man nicht stundenlang schleifen muss, um z.B. den Ausbruch in der Schneide wieder weg zu kriegen. Wenn man mit dem groben 80er Korn schleift, muss man danach die Riefen des 80er Korns mit feinerem Korn (z.B. 120) wegschleifen. Die 120er Riefen dann mit 240er und danach 320er und dann mit 600er (als Beispiel). Dann erst ist die Schneide bereit, mit noch feinerem Korn wieder neu geschärft zu werden. Man kann auch einzelne Zwischenschritte überspringen, dann dauert's allerdings länger.
Für das Schärfen von einfach nur stumpf gewordenen Schneiden nimmt man ein sehr viel kleineres Korn (etwa von Körnung 1000 bis ca. 8000). Welche Körnung haben denn die Schleifsteine, die du bei Lidl gekauft hast?
Noch etwas: mit einem Geißfuß sollte man das Schleifen nicht üben. Der Geißfuß gehört in die Hand eines geübten Schleifers. Er ist nämlich eins von den Schnitzwerkzeugen, die am schwierigsten zu schleifen und zu schärfen sind. An deiner Stelle würde ich erst mal gar kein Schnitzeisen, sondern einfach irgend ein anderes Stück Eisen nehmen und damit sowohl das Schleifen als auch das Schärfen auf einem dafür geeigneten Schleif- und Schärfsystem üben.
Viele Wege führen nach Rom - das ist auch beim Schleifen und Schärfen so - allerdings muss man auf jedem Weg stets in die richtige Richtung laufen. Ansonsten kommt man irgendwo hin, aber nicht nach Rom.
Gruß
Bernd