nasses (grĂŒnes) Kirschbaumholz bildhauen

  • Hallo FachmenschenđŸ™‹â€â™€ïž

    ich darf fĂŒr eine Freundin ein grosser Engel aus ihrem Kirschbaumstamm schnitzen bzw. Bildhauen.

    Der Baum wurde vor 4 Wochen gefÀllt und ist noch nass. Durchmesser ca. 23cm.

    Sie will aber nicht Monate und Jahre warten.

    Wenn ich ins Mark ein Loch bohre, kann ich dann die Rissbildung reduzieren oder vermeiden?

    Oder habt ihr mir noch Tipos, wie ich loslegen kann?

    Ich freu mich auf eure AntwortenđŸ™đŸ€—

    Viele GrĂŒsse Heike

  • Hallo Heike,


    ich fĂŒrchte: nein. Mit einem Loch im Mark (du willst das Mark wahrscheinlich auf der ganzen LĂ€nge ausbohren) dĂŒrfte sich die Rissbildung nicht bzw. nicht hinreichend vermeiden lassen.


    Wenn Rundholz (also ein Stammabschnitt) trocknet, dann entstehen große Umfangsspannungen, weil das trockenere Holz (außen) schrumpft, wĂ€hrend das Holz im Inneren noch klatschnass (d.h. gequollen) ist. Das Holz wird also von innen her am Schrumpfen gehindert. Die Folge: außen schrumpft es, innen nicht - der Umfang will kleiner werden (bzw. der Stamm will dĂŒnner werden), daran wird er aber von innen gehindert - er reißt von außen nach innen. Sowohl in Faserrichtung als auch quer dazu (in LĂ€ngsrichtung trocknet es normalerweise schneller - deshalb sind Bretter am Ende meist auch eingerissen). Der Riß baut die Spannungen im Holz ab. Das geht so lange weiter, bis das Holz komplett durchgetrocknet ist.


    Die beim Trocknen auftretenden LĂ€ngsrisse lassen sich reduzieren, indem man das nasse StammstĂŒck in zwei gleich große HĂ€lften spaltet. Die Umfangsspannungen fĂŒhren dann nicht mehr so sehr zu tiefen Rissen, da sich die StammhĂ€lften stattdessen verformen können. Leider steht dann aber auch nicht mehr so viel Volumen zum Schnitzen der Figur zur VerfĂŒgung.


    Bei nassem Holz hat man die Wahl: entweder es reißt beim Trocknen (weil es sich nicht verformen kann) oder es verformt sich beim Trocknen (weil es dafĂŒr dĂŒnn genug ist). Mit anderen Worten: nasses GrĂŒnholz lĂ€sst sich in der Regel ohne Rissbildung schnitzen, wenn die Form nach dem Nass-Schnitzen (z.B. ein Löffel oder eine geschnitzte Schale usw.) hinreichend dĂŒnnwandig ist.


    Nach dem Anlegen der Figur (bzw. auch schon wĂ€hrend des Anlegens bei lĂ€ngeren Schnitzpausen) sollte die Figur eingewickelt werden, damit ihre OberflĂ€che nicht zu schnell austrocknet (was wiederum zu Rissen fĂŒhren kann).


    So viel zur Theorie. Die Praxis kann manchmal aber doch auch anders aussehen. Jedes StĂŒck Holz ist nĂ€mlich ein Unikat. Es ist individuell verschieden und immer fĂŒr eine Überraschung gut. Wenn dir ein Riss (oder mehrere) in der Figur nicht weh tut - probier's einfach aus: bohre das Mark raus und schnitze deine Figur. Aber immer schön in ein Leinentuch einwickeln, damit die OberflĂ€che nicht zu schnell austrocknet.


    Gruß

    Bernd

  • wow. Vielen Dank fĂŒr diesen schnellen Rat.

    Dann leg ich einfach mal los.

    Ich werde berichten☝ kann allerdings noch etwas lĂ€nger dauern. Lieber langsam und schön.

    Viele GrĂŒsse

    Heike