Anfänger / Kantenbearbeitung

  • Guten Morgen Euch allen,


    voriges Wochenende habe ich endlich mein Basis Messerset bekommen und dieses Gestern ausprobiert. Dabei habe ich gleichzeitig meine selbstgebaute Schnitzbank eingeweiht. :whistling:

    Dazu habe ich ein Stück "Abfallholz" von der Arbeit verwendet. Leider sind mir die Kanten am Kleeblatt nicht richtig gelungen. Es sind mir immer wieder kleine Stücke rausgebrochen und insgesammt sieht es trotz mühsamer Bearbeitung noch recht unsauber aus. Aber dafür lernt man halt.

    Nun habe ich also noch 2 Fragen:

    1. Wo liegt der Fehler? Schlechtes Holz, unscharfe Eisen oder (sehr wahrscheinlich) mangelndes Können? => Wie mache ich das zukünftig besser?

    2. Welche Holzart ist das überhaupt? Auf der Arbeit haben wir öfter Reste (meist Kistenholz) davon und kostet mich nichts. Aber wenns nichts taugt ...


    Gruß Mikero

  • Hallo Mirkow,

    das beste Holz ist halt das Lindenholz. Es weist auch nicht soviel Faserung auf. Für das Üben ist es jedoch egal, welches Holz du nimmst. Vor allem gegen die Maserung schneiden ist schwierig. Besser ist jedoch bald mit Lindenholz zu arbeiten. Damit erzielst du bessere Ergebnisse und baut dich auf. Die gekauften Messer sind oftmals nicht scharf. Deshalb brechen die Stücke aus. Du kannst, falls es keine Schleifeinrichtung bei dir gibt oder keine Erfahrung hast, die Messer von Thomas Spangler Hobby-Versand, schärfen lassen. Must sie halt zuschicken und kostet etwas.


    Grüße Berkow

  • Hallo Mikero,


    Deine erste Vermutung ist genau die Richtige. Du hast das Holz genommen, das sich am schlechtesten schnitzen lässt: Fichtenholz!


    Bei diesem Holz wechseln sich knallharte Winter-Jahresringe mit styropoorweichen Sommer-Jahresringen ab. Während sich der Winter-Jahresring (mit Kraft) ganz gut schneiden lässt, gibt es beim im Schnittrichtung nachfolgenden Sommer-Jahresring stets eine mittlere Katastrophe: die Fasern werden nicht geschnitten, sondern gequetscht und brechen weg. Am Schlimmsten ist der Effekt beim Schneiden quer zur Faser. Wenn man in Faserrichtung schneidet gehts noch einigermaßen, aber beim Schnitzen kommt man nicht umhin, auch quer zur Faser zu schneiden.


    Wenn man Fichtenholz sauber schnitzen will, braucht man dafür extrem scharfe Messer und sehr viel Erfahrung bzw. Gefühl fürs Holz. Aber auch dann bleibt es schwierig, einen vernünftigen, sauberen Schnitt durchs Holz hinzulegen. Es wird am Ende immer Stellen geben, bei denen man sieht, dass die weichen Fasern nicht sauber durchgeschnitten, sondern vom Messer zusammengedrückt und abgerissen wurden.


    Mein Tipp: du solltest ein Holz nehmen, bei dem die Härteunterschiede zwischen den Sommer-Jahresringen und den Winter-Jahresringen so gering wie möglich sind. Das ist u.a. der Grund, weshalb das Lindenholz bei den Schnitzern so beliebt ist.


    Also: Lass die Finger vom Nadelholz/Weichholz (insbesondere vom Fichtenholz). Es brennt gut, aber zum Schnitzen taugt es nichts (einige rühmliche Ausnahmen gibt es allerdings auch beim Nadelholz: z.B. Weymouthkiefer und/oder Zirbelkiefer).


    Gruß

    Bernd

  • Hallo Berkow,

    Vielen Dank für die Info. Die Messer sind frisch von Thomas Spangler, ebenso seine Schleifmaschine. Nun ja scharf und scharf sind zweierlei. Da fehlt es wohl noch an Erfahrung. Aber genau dann ist es wertvoll, wenn jemand einen Tip geben kann, woran es liegt.

    Vielen Dank und noch ein schönes Wochenende.

  • Hallo Mikero,


    danke für deine Antwort. Noch ein Tipp: Zwischen die Inbusschrauben und das Kleeblattrelief würde ich eine Holzleiste einlegen, damit dir die "Inbus-Bankhaken" nicht ins Relief reindrücken. Du kannst die Löcher auch größer bohren und dann Bankhaken aus Holz verwenden. Die Spanplatte ist dafür allerdings nicht so ideal (geht aber auch - und für'n Anfang ist das ok). Multiplex oder Buche-Leimholz wäre eine bessere Schnitzbankplatte.


    Für's Üben mag es ja egal sein, welches Holz man nimmt - ich würde allerdings auch für's Üben immer das Holz nehmen, aus dem ich danach ein Schnitzprojekt realisieren will. Auf keinen Fall würde ich für's Üben Fichtenholz nehmen. Der Frust ist damit auch beim Üben vorprogrammiert.


    Zum Üben, vor allem aber auch zum Ausprobieren von neuen Mustern, usw. hebe ich mir immer einige Holzreste (am liebsten Lindenholz, es geht aber auch mit vielen anderen Holzarten) von bereits ausgeführten Schnitzarbeiten auf. Die nehme ich auch für Probeschnitte nach dem Schärfen. Daran kann man gut erkennen, ob das Eisen scharf und Schartenfrei ist oder nicht. Die Scharten sind manchmal so klein, dass man sie mit bloßem Auge kaum sieht. Aber im Schnittbild (im Lindenholz) sind ihre Spuren deutlich zu sehen. Dann muss so lange nachgeschärft werden, bis die Spur im Schnitt verschwunden ist.


    Gruß

    Bernd