Bandschleifer, warum

  • Liebe Schnitzerfreunde,
    als gelernter Werkzeugmacher habe ich es mit dem Schleifen sicher etwas leichter als andere Schnitzerfreunde. Der von unten zu bedienende durchscheinende Schlitzschleifer oder der billigere Bandschleifer, ist wie jedes plan schleifendes Gerät prinzipiell richtig. Alle runden Schleifkörper erzeugen eine unerwünschte Hohlkehle in der Schleiffläche, der Bandschleifer dagegen eine ebene und damit bessere Fläche. Ich schärfe schon über 6Jahren mein Drechseleisen und seit 2Jahren meine Schnitzeisen auf einem Bandschleifer. Gröberen Schleifarbeiten mache ich auf einem normalen Doppelschleifbock. Mein billiger Baumarkt-Kombi-Bandschleifer ist der holländische FERM mit 150er Schleifscheibe und 50x694mm Schleifband mit K80 (80ziger Korn). Das Schleifband ist immer noch das Erste. Mit eine Kunststoff-Sektkorken wird es gereinigt. Der Kunststoff wird dabei fast flüssig und hebt dabei den Schmutz aus dem Schleifband. Der Bandschleifer ist schwenkbar und bei mir fast senkrecht, leicht nach hinten geneigt fixiert. Ich färbe die Schleiffläche meiner Eisen mit einem Filzstift, setze meine Eisen in Brusthöhe aufs stillstehende Band. Die Schleiffläche finde ich durch verschieben, bis das Eisen nicht mehr Kibbelt. In dieser Position stützt die Linke Hand das Eisen, die Rechte gleitet auf dem Heft mit abgewinkeltem Zeigefinger bis an die Schleifauflage des Bandschleifers. Hier fixiere ich das Eisen in der rechten Hand und hebe das Eisen vom Band. Erst jetzt, mit links den Bandschleifer einschalten, und dann das Eisen mit rechts einmal ganz sanft aufsetzen. In der fixierten Rechten abheben und die Schleiffläche kontrollieren. Die Filzstift-Farbe sollte auf der Fläche gleichmäßig abgeschliffen sein. Gegebenenfalls Position nochmal korrigieren und danach ganz sanft fertig Schleifen. Ein Wassertopf zum Kühlen steht immer daneben. Ich fühle mit der linken Hand wie warm das Eisen ist und kühle oft. Wenn das Eisen in der fixierten Hand gekühlt wird, findet man auch leicht zurück in die richtige Schleifposition. Eigentlich schleife ich immer so wenig und so sanft, dass ich kaum mal kühlen muss.
    Nach dem Schärfen ziehe ich meine Eisen auf Leder mit Polierpaste von Tormek so lang ab, bis ein Spiegelglanz entsteht. Hierzu mein Beitrag Abziehen von Hohleisen.
    Falls Ihr noch Fragen habt antworte ich Euch gerne.
    Gruß Volker

  • Hallo Volker


    Danke für deine umfangreiche Beschreibung. Was die ebene Fläche betrifft kann ich dir nur zustimmen. Das Reinigen mit Kunststoff habe ich auch noch nicht gehört. Wenn man aber mit Kunststoff reinigt gelangen Partikel in den Auffangbehälter. Dadurch kann beim anschließenden Schleifen der Eisen, der Kunststoff zu stinken (brennen) anfangen. Habe hier Erfahrung im Beruf sammeln können. Also muß eine Zwischenreinigung statt finden.


    Gruß Opasepp

    Am Ende deiner Arbeit ist Zufriedenheit.<br />Doch wer am Anfang ist zufrieden, kommt nicht weit.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Volker


    Ich möchte mich zu deinem angesprochenen "Hohlschliff" äussern.
    Ich geh jetzt mal von normalen Schnitzeisen aus, nicht von Drechseleisen.
    Wier sind hier auch in einem Schnitzerforum und nicht in einem Drechslerforum:


    Fakt ist, dass die geschliffene Schneidenfläche des Messerrückens hier meist nur wenige Millimeter lang ist.
    Erklär mir doch bitte mal, warum der Hohlschliff, der auf dieser minimalen Fläche nur mit vielfacher Vergrößerung sichtbar wäre, so "unerwünscht" ist ?


    Auch möchte ich erwähnen, dass dein Schleifband nur dein "erstes" sein kann, da du vermutlich wenig schärfst, oder?
    Sicher ist, dass dein Schleifband zu 100% nicht mehr die agressivität aufweist, wie im neuen Zustand.
    Dieser schnelle Kornabbau ist aufgrund der nur dünnen schicht eigentlich ganz logisch.
    Ein Korundschleifstein hat diesen Nachteil nicht.
    Einmal gekauft hat er immer die gleiche Qualität und hält bei Hobbyanwendern fast ewig.


    Viele Grüße
    Spangler Thomas

  • Hallo Spangler Thomas,
    der unvermeidliche Hohlschliff ist die Abbildung des Durchmessers der Schleifscheibe im Werkstück.
    Die Kehlung ist umso tiefer, je kleiner der Durchmesser. Daher haben die Profis schon immer möglichst große Schleifscheiben verwendet. In der Berufsschule lernt man auf die “Schneidengeometrie“ zu achten. Der Keilwinkel des auf einer runden Schleifscheibe geschliffene Eisens ist innen gerade und außen, auf der hohl geschliffenen Schleiffläche an der Schneidenspitze am kleinsten, und am Schneidenauslauf am größten. Dies ist unerwünscht, weil ich je nach Holzart, einen eindeutigen Keilwinkel haben will. Außerdem nutzt die Schneidenspitze besonders schnell ab, weil sie ja einen unerwünscht kleinen Keilwinkel hat. Die alten Profis haben daher nach dem Schleifen auf der Scheibe die Schleiffläche ihre Eisen auf einem Ölstein von Hand plan geschliffen. Erst danach wurde dann, auf planem Leder mit Polierpuder später -paste abgezogen.
    Diesen mühsamen, und nur mit erheblicher Geschicklichkeit erfolgreichen, Zwischenschritt erspart man sich wenn man auf einem plan-ebenen Medium schleift.
    In der Metalldreherei verwendet man dafür sogenannte Topfscheiben mit großen Durchmessern an deren planen Stirnseiten (breiter Topfrand) die Drehstähle (meist das teure Hartmetall) hohlkehlenfrei geschliffen werden. In der Feinschleiferei werden schon länger wagerecht drehende Schlitzscheiben an deren Unterseite ebenfalls geschlitzte Schleifronden geklebt sind eingesetzt. Der Vorteil dieser Geräte ist der freie Blick auf die geschliffene Fläche während des Schleifvorgangs. Das ist für mich die Ideallösung.
    Du kannst eine solche Maschine beim Drechselzentrum Erzgebirge Steinert kaufen. (Internet) Ich kenne diesen Maschinentyp schon länger, aber bisher waren die doch noch recht teuer.
    Wenn Du meinst ich schleife recht selten hast Du recht, und unrecht zugleich. Ich habe seit 25 Jahren eine einfache Metalldrehbank mit Fräseinrichtung im Bastelkeller die zum Drehen und seit gut 10 Jahren auch zum Drechseln genutzt wird. Meine über 50 Drechseleisen, aus alten Feilen mit Flex , größerem Bandschleifer Schleifböcken und Schwabbelscheiben geschliffen und poliert. Allerdings schleife ich immer vom Groben ins Feine, und der kleine Bandschleifer kommt zuletzt. Weil ich bisher hauptsächlich in verschiedenen Kiefer-Sorten geschnitzt habe, war eine extrem scharfe Schneide besonders wichtig. Das schärft aber auch den Blick fürs Schärfen der Werkzeuge.
    PS
    Ich bemühe mich, meine praktischen Erfahrungen mit etwas Theorie und mit preiswerten Lösungen im Forum auch für Anfänger verständlich darzustellen. Dabei möchte ich aber nicht Deinen geschäftlichen Interessen entgegenstehen. Möglicherweise machst Du die gleichen Erfahrungen wie ich, und bietest später entsprechende Maschinen ebenfalls an.
    Gruß Volker

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Volker


    Nett, dass Du so ausführliche Antworten schreibt.
    Letztendlich ist das geschriebene jedoch alles nur "Theorie".


    Wie oben schon erwähnt sprechen wir hier um einen Hohlschliff der sich im "10tel-Millimeter-Bereich" abspielt. Genau dadurch wird man "als praktischer Mensch der Holzfiguren schnitzt" kaum ein spürbarer Unterschied beim Verschleiß des Eisen bzw. der Schneidhaltigkeit des Stahls bemerken.


    Theorie und Praxis zeigen oft leicht unterschiedliche Ergebnisse.
    Wie Du oben schon schreibst, viele Profis nehmen Scheiben mit relativ großen Durchmesser.
    Hauptsächlich nehmen die aber Korundscheiben weil diese nunmal mehr praktische und finanzielle Vorteile gegenüber Bändern bieten. (gleichbleibende Qualität von neu bis alt - und längere Haltbarkeit).


    Eine kleine Anmerkung noch von mir:
    Wir haben in unseren Firma nun schon viele tausende Figuren geschnitzt.
    Alles wird mit Korundschleifscheiben geschärft. Als gefühltes Fazit würde ich behaupten, dass ein "Hohlschliff" (wenn mit Ihn tatsächlich nun so bezechnen will) eher Vorteile bietet, da das Eisen dadurch agressiver bzw. leichter schneidet als ohne. Ein eventuell dadurch öfter nachzuschärfendes Eisen würde ich dafür gerne in Kauf nehmen. Aber wie oben schon geschrieben - letztendlich reden wir hier um minimale Feinheiten.
    Alles hat seine Vorteile - und alles eben auch kleiner Nachteile.


    Jeder muss es so machen, wie er am besten damit zurechtkommt bzw. mit was man sich besser identifizieren kann.


    Viele Grüße
    Spangler Thomas

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Volker


    Im Drechseln kenn ich mich nicht aus, aber wie es der Zufall so will habe ich Heute vom Leopold Stocker Verlag das neueste "Drechsel-Buch" angeboten bekommen:


    Drechseln leicht gemacht! (von Christian Zeppetzauer ISBN 978-3-7020-1234-2) und hier erhältlich:
    http://www.amazon.de/exec/obid…02012346/hobbyversands-21


    Dort wird selbstverständlich auch das Schärfen von Drechseleisen behandelt.
    Zu meiner großen Überraschung schreibt er genau das Gegenteil, was Du oben bezüglich des Hohlschliffes erklärst:


    Zitat

    "Durch runde Schleifscheiben entsteht der gewünschter Hohlschliff. Dieser ist für Drechsler unbedingt notwendig ....... dadurch wird auch das Abziehen ...erleichtert, da nicht die ganze Fläche poliert werden muss."


    Falls Du das nicht glauben solltest, habe ich einen kleinen Scan davon gemacht und gelb markiert. Siehe Bild in Anlage.




    Vieel Grüße
    Spangler Thomas

  • Hallo Spangler Thomas,
    ja das mit dem Hohlschliff wird vereinzelt so gesehen. Die Steigerung ist dann das Argument ,man könne dann länger mit Abziehen schärfen. Daß dabei die Schneide extrem geschächt wird wird verdrängt. Beim Schnitzen wird aber mit sehr viel kleineren Keilwinken (20-25 Grad) als beim Drechsen gearbeitet. Außerdem sind alle käuflichen Drechseleisen aus HSS. Schnitzeisen sind deutlich "weicher". Informiere Dich bei Interesse mal bei Pfeil. Bei Schnitzeisen ist der Hohlschliff nur bei eigentlich zu großem Keilwinkel akzeptabel, weil da der Keilwinkel an der Schneidenspitze dann ja richtig ist. Frag doch einfach Deine Profischnitzer die "schnell" schärfen müssen weil Zeit Geld ist, und Eisen dann relativ billig sind. Evtl. kannst Du ja auch mal die Meinung eines Schnitzschullehrers zB aus Berchtesgaden einholen.
    Ich glaube wir haben das Thema jetzt aber wirklich ausdiskutiert.
    Gruß Volker

  • Hallo Sepp,
    danke für Deinen Beitrag von 16.01. Das mit dem Reinigen des Schleifbandes geht nicht mit jedem Kunststoff. Mein "Kaindel" Reinigungsstab hat sich nicht bewährt. Der transparente Kunststoff des Sektkorken funktioniert prima. Da mußt Du einfach mal probiern. Was den Schleifstaub angeht hast Du völlig recht. Hier hilft nur Sauberkeit. Ein Schmutzfang unter dem Bandschleifer habe ich nicht. Ich fege da dann öfter mal.
    Gruß Volker

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Volker


    Mir scheint, du vergisst das ich selbst Pfeil-Eisen verkaufe und dadurch auch des öfteren mit dem Pfeil-Chef selbst (Herrn Zulauf) in Kontakt bin.


    Schnitzeisen sind deshalb nicht aus HSS, da bei unzureichender Elastizität (also zu viel Härte) in Verbindung mit dem spitzen Schneidenwinkel zu viel "brechen" würde.


    Ich wage mal zu behaupten, dass ich zwar jünger bin als Du - ich jedoch schon mehrere tausend Schnitzeisen geschärft habe und es täglich weiterhin für meine Kunden mache.
    Ich habe keinen Angestellten, der das erledigt - nein - das mich ich Persönlich!
    Ich bin genau deshalb selbst äusserst gut in der Lage zu wissen, wie man schnell, zugleich materialschonend und trotzdem günstig schleift, schärft und abzieht.


    Betrachtet man einzig und allein nur die Materialersparnis bzw. Lebensdauerverlängerung dreht sich absolut nichts um das Thema Hohlschliff. Der wäre auf ein "Schnitzeisenleben" hin betrachtet kaum spürbar, minimalst höher.
    Verlängern der Lebensdauer funktioniert mit beachtlichen Ergebnissen mit elastischen Feinschleifscheiben.




    Viele Grüße
    Spangler Thomas