Abziehstation für Schnitzmesser/Schnitzeisen

  • Hallo Kollegen,


    heute habe ich ein neues Leder auf meine Abziehstation Marke Eigenbau aufgezogen. Eine gute Gelegenheit euch das Teil in seinen Einzeheiten vorzustellen.


    Die Abziehleder, die ich so kenn sind alle aufgeklebt. Bei erneuerung des Leders, muss man das Leder vom Untergrund erst mal abbekommen.


    Mein Leder ist jedoch geklemmt. Das ermöglicht ein schnelles sauberes Wechseln des Lederstreifens.


    (Wer Informationen zu den Maßen, dem Material und Bezugsquellen (Leder) haben möchte, bitte melden).


    Auf den Fotos könnt ihr sehen wie es aufgebaut ist, und wie man es handhabt.


    So kann man z.B. die Abziehfläche in jedem beliebigen Winkel feststellen. Das hat den Vorteil, das man die Schräge des Leders, dem Schneidwinkel der Schnitzeisen anpassen kann. Man erspart sich so, die Schrägstellung des Armes, während des Abziehens. An meiner Station, folgt das Schnitzeisen also horizontal dem Winkel (z. B. 23 Grad) des Leders.


    Ich habe es mir vor einiger Zeit gebaut, um während des Schnitzens die benutzten Eisen zwichendurch abzuziehen.


    Einmal Jährlich, ziehe ich dann alle Eisen, da ich ja nicht weiß welche Eisen ich im Laufe des Jahres benutzt habe, auf der Schwabbelscheibe am Schleifbock ab.


    Gruß
    Jakob

  • Hallo Jakob,
    im Zusammenhang mit dem Messer, würde ich deine Abziehstation nachbauen. Welches Leder nimmst du und woher kann man es besorgen. Ein Fensterlederlappen wird wohl nicht reichen. Früher wurden die Rasiermesser mit einem Leder geschärft. Ich kann mich als kleiner Junge noch an die Vorgehensweise erinnern. Das waren nach meiner Meinung ziemlich dicke Leder auf einem festen Untergrund verklebt oder als straff gezogene Riemen.
    "Wir empfehlen zum Abledern Juchtenleder, das vom jungen Rind oder Kalb stammt und speziell aufbereitet, vor allem mit Weidenrinde gegerbt und mit Birkenöl behandelt wird, was Würmer und Insekten vertreibt sowie geschmeidig, fest und haltbar macht"
    Ich hab mich bei den Rasiermessern etwas eingelesen und es stellt sich mir die Frage, ob das bei den Schnitzmessern mit den Flachklingen eventuell auch besser ist. Bei den Rasiermessern wird ja das Schärfen mit einem rotierenden Schleifstein als tödlich bezeichnet.
    Gruß
    Berkow

  • Hallo Berkow,


    ja da hast Du Recht ein Fensterleder ist zu dünn. Es wird sich zu sehr dehnen und dann Falten werfen. Das Leder (Lederreste) Bekommst Du bei "Amazon". Gib dort ein "Lederreste", dann bekommst Du jede Menge Angebote. Achte darauf, dass auch glatte Leder mit einer Stärke von min. 1,5 mm darunter sind. Glatt heißt, möglichst keine künstlich genarbten Leder. Verarbeitetes Leder hat fast immer eine glatte und einer rauhere Seite. Die rauhe Seite spannst Du nach oben. Das bewirkt, das sich die winzigen Schleifpartikel in der Polierpaste richtig tief ins Leder eingraben können. Kaufe die langen Stücke, damit Du einen langen Abziehweg hinbekommst. Die Lederreste kosten so um die 20-25 Euro. Das sind dann aber auch reichlich Lederstücke. Wie das Leder bearbeitet wurde ist vollkommen egal. (weidenöl/Birkenrinde Blödsinn, nur Geldmacherei).


    Wenn Du das Leder aufs Holz gespannt hast, öle es bevor Du die Poliepaste aufträgst ein. Lasse das Öl einziehen. Das kann im Prinzip jedes öl außer Speiseöl sein. Das öl bewirkt, dass das Leder geschmeidig bleibt. Die Poliepaste lässt es sonst austrocknen und spröde werden.
    Wenn Du noch Fragen hast, melde dich.


    Gruß
    Jakob

  • Hallo Jakob, :)
    ich habe auf meiner ELU-Schärfmaschine ein Lederband zum Abziehen.
    Frage: Ist ein nachträgliches Abziehen nach Deiner Methode dann noch erforderlich ?
    Ich habe die letzten 3 Tage eine Schärfstation mit meinen vorhandenen Maschinen gebaut.
    1.) ABZIEHEN :Bestehend aus ELU MWA 61 mit Schwabbelscheibe und Lederabziehband.
    2.) SCHLEIFEN :ELEKTRA-BECKUM Doppelschleifer (der immer auf der Garagen-Werkbank stand)
    hier will ich eine 200 mm Scheibe montieren (Muß Thomas fragen welche Scheibe ideal u. gut ist)
    Frage: Was könnte man als 2. Scheibe auf dem Doppelschleifer montieren.
    Da bei der Elektra-Beckum die Laufrichtung zum Körper gerichtet war, hab ich ganz einfach den
    Sockel umgedreht um die Richtige Schleifrichtung zu erhalten.
    Bin momentan noch dabei das Auflagegestänge zu bauen. Hab mir vorab im Baumarkt schon mal
    Alu-Profile besorgt, mein Schlosser aus der Werkstatt-Stammtischrunde wird mich hier unterstützen.
    Die fertige Schärfstation werd ich mit einem fahrbaren Unterbau versehen. Der Unterbau als Schrank zur Unterbringung der notwendigen Utensilien.
    Kannst Du noch eine Verbesserung sehen ?
    Evtl. mache ich den Plexiglas-Schutz noch etwas breiter - Warte ab wie sich das in der Praxis
    bewährt.
    Bilder in Anlage.
    Gruß Otti


    ELU-MWA 61




    Elektra-Beckum Doppelschleifer





    Aluprofil für Auflage-Gestänge:









    Wissen ist Macht - Nichtswissen ist Ohnmacht - Nichtstun macht träge und krank <3

  • Hallo Otti,


    zu deiner ersten Frage: Ein Schneidwerkzeug, egal welches, ist dann scharf wenn die Schneide den jeweils richtigen Winkel (abhängig von dem zu schneidenten Material) hat, und vor allen Dingen, wenn die Schneide so wenig wie möglich Riefen und Migroausbrüche hat. Das kann man aber nur mit einem Mikroskop sehen. Je glatter die Schneide desto schärfer die Klinge.


    Wir können es aber nur indem wir "gefühlsmäßig" beurteilen, scharf oder weniger scharf. Weiterhin hast du die Möglichkeit die Schärfe zu testen, wenn du mit dem Schnitzmesser oder Schnitzeisen "Stirnholz" schneidest. Ein scharfes Messer schneidet die Stirnholzfasern und quetscht sie nicht. Das kannst du wunderbar unter einer Lupe beurteilen. Außerdem muss die Schnittfläsche spiegeln, sie muss glänzen. Mit einem ordentlich scharfen Messer schneidet man Stirnholz ohne großen Kraftaufwand.


    Wie bekommt man also eine "möglichst" perfekte Schneide hin?


    Schleifen/Schärfen ist nichts anderes als Material "abtragen". Dazu braucht man wiederum Material, dass härter ist als das zu schleifende. "Alle" Schleifmaterialien haben eine "spanabhebende" Wirkung. Egal ob Schleifstein, Feile, Schmiergelpapier, Schleifpaste, Polierpaste etc. Jedes einzelne Korn eines Schleifsteines, oder die Partikel in einer Polierpaste, die einzelnen Zähne einer Feile haben eines gemeinsam. Sie haben alle samt "Keilform". Diese scharfkantige Keilform ermöglicht erst das Schleifen.


    Je kleiner nun die Keile sind, testo feiner, glatter wird das Schleifbild, deto schärfer die Schneide. Man kann auch schärfen auf nicht mechanischem Wege. Hier wäre das ätzen, also auf chemischem Wege zu nennen. Aber das wird uns Schnitzer nicht interessieren, da es für uns nicht in Frage kommt.


    Mann könnte also mit dem Kleinsten, feinsten Korn, das sich bei uns Schnitzern in einer Polierpaste befindet, sämtliche Schleif/Schärfarbeiten erledigen. Nur wir würden bei einer ausgebrochenen Schneide ewig dafür brauchen und unmengen Polierpaste benötigen. Denn die einzelnen Keilchen der Polierpaste verrunden und verlieren ihre Schleifwirkung.


    Auch unsere Schnitzmesser, Schnitzeisen, Sägezähne etc haben diese Keilform. Alle Werkzeuge die Schneiden sollen haben Keilform! Wenn also diese Keilform verrundet ist die Schneite stumpf.


    Dein Lederband auf der Maschine, schleift also nicht, sondern es richtet höchstens die Schneide. Je flacher der Schneidwinkel (wie z. B. bei einem Rasiermesser, oder Rasierklinge) desto eher klappt die die Schneide um. Das sieht und fühlt man nicht. Könntest Du jedoch ausreichend Polierpaste auf das Lederband bekommen würde die Schneide durch die Keilchen in der Polierpaste wieder "geschärft". So hast Du nur eine kurzzeitige Schärfe hinbekommen. Nichts anderes macht der Frisör auf seinem Abziehleder, er schleift nicht die Klinge seines Rasiermessers, sondern er zieht die Klinge, den Schneidkeil wieder spitz aus. Die Schneide wird bald wieder umklappen. Bei der Schwabbelscheibe ist das anders. Dort kann sich die Polierpaste tief in den Filz eingraben und kann nicht so schnell durch die hohe Drehzahl der Maschine weggeschleudert werden. Ich denke das dein Lederband auch eine Klebestelle, dort wo es zusammengefügt ist, hat. Da springt die Schneide immer drüber. Das erscheint mir nicht zuträglich für die feinen Schneiden.


    Auf einem Abziehleder das überhaupt nicht rotiert, so wie meines bleiben diese Schleifkörnchen also ewig liegen. Sie werden durch das Abziehen des Stahles eher immer wieder auf dem Leder gleichmäßig verteilt. Erst wenn diese Schleifkörnchen verrundet sind, wird das Leder mit öl gesäubert und neue Schleifpaste/Polierpaste (Tormek) aufgebracht.


    Weiterhin liegt mein Abziehleder, wenn ich schnitze immer in meiner Nähe. Zwichendurch ziehe ich meine Eisen/Messer immer wieder ein Paar mal darüber. Das ist wesentlich bequemer als immer wieder zum Schleifbock zu rennen und auf der Schwabbel abzuziehen.


    Auf deinem "Schleifbock" solltest Du haben: Einmal einen groben Stein (80/100er Körnung) zum Reparieren der Schneiden, Ausbrüche etc.. Einmal einen feineren Stein (frag mal was Thomas da hat) um zu schärfen. Eines steht fest, je feiner die Abstufung der Schleifsteine, desto weniger musst Du mit Polierpaste abziehen. Wie schon geschrieben, je glatter und feiner die Schneide ausgearbeitet, desto schärfer.


    Gruß
    Jakob

  • Hallo Jakob,
    danke für Deinen ausführlichen Beitrag. Hab heute von Dir als vermeintlich alter Hase noch eine Menge gelernt und werde das auch umsetzen.
    Da ich meine neugestaltete Schärfstation mit einem fahrbaren Unterbau versehe, werde ich Deine Handabzieh-Station integrieren.
    Gruß Otti

    Wissen ist Macht - Nichtswissen ist Ohnmacht - Nichtstun macht träge und krank <3

  • Hallo Jakob,
    meine Schärfstation ist soweit fertig, bis auf das Gestänge vor dem Doppelschleifer. (Noch in Arbeit)
    Die beiden vorhandenen Schleifscheiben, baue ich ab - sind nichts für Schnitzmesser ! Für Meisel oder Beil ja, dafür wurden Sie in der Vergangenheit auch genutzt.
    Was würdest Du als Schärf-Fraek bei Thomas für Schleifscheiben bestellen ?
    Ich hab mir vorgestellt - grobe Korund Schleifscheibe Korn 46 + feine Korund Schleifscheibe Korn 80 und auch einen Abrichtstein.
    Was ist besser 150 er oder 200 er Durchmesser
    Anfänglich habe ich mit der CBN und der Keramik Schleifscheibe geliebäugelt. Beides zusammen ist mir zu teuer, rechnet sich in meinem Alter nicht mehr.


    Gruß Otti

    Wissen ist Macht - Nichtswissen ist Ohnmacht - Nichtstun macht träge und krank <3

  • Hallo Otti,


    ich empfehle dir min. eine 80 Körnung zur Rebaratur von Schnitzeisen. Zum Schärfen wäre die CBN-Scheibe ideal. Du schreibst, dass würde sich für dich nicht mehr lohnen. Was soll denn das heißen. Oder ist mir etwas entgangen, bist Du ewa schon 100 Jahre alt? :rolleyes: . Die Abziehscheibe min. 200er Durchmesser. Je größer der Durchmesser desto besser. Das gilt eigentlich auch für Schleifsteine. Im Winter wenn ich nicht auf dem Schleifbock schleifen kann, schleife ich von Hand auf Wassersteinen. Zum Vorschleifen (Reparaturen) habe ich einen Japanischen Stein mit 240er Körnung. Zum Schärfen einen 1000er Japanischen Wasserstein. Zum Feinstschärfen einen 4000er japanischen Wasserstein. Zum Abziehen, Polieren das Abziehleder mit Tormek Polierpaste.


    Denke an das Abziehleder. Wenn Du immer scharfe Eisen haben möchtest, brauchst Du eins! Dazu empfehle ich dir unbedingt die "Tormek" Polierpaste!


    Gruß
    Jakob





    Von links nach rechts: 240er Wasserstein/Japan, 1000er Wasserstein/Japan, 4000er Wasserstein/Japan, Abziehleder mit Tormek Polierpaste.

  • Hallo Jakob, :)
    habe mir heute die Abziehstation wie in Deinem Beitrag # 1 beschreiben nachgebaut, da ich genug Leder habe. (für die Pferdegeschirre)
    Die Befestigung habe ich mittels Leisten, zum Einschieben in die Bankhakenlöcher der Hobelbank gemacht.
    Fragen:
    Kann ich für die Vorbehandlung auch Leinöl verwenden ?
    Wie lange sollte die Einwirkzeit vom Öl sein ? , bevor ich Polierpaste auftrage.
    Gruß Otti





    Kleine Schwabelscheibe zum Nachschärfen - Befestigung in den Bankhaken-Löchern.


    Wissen ist Macht - Nichtswissen ist Ohnmacht - Nichtstun macht träge und krank <3

  • Hallo Otti,


    gut gelungen die Abziehstation! Frage: Hast Du die rauhe Seite des Leders nach oben gespannt? Wäre wichtig damit sich die Schleifpartikel des Paste tief eingraben können.


    Zum Öl: Du solltes ein Öl nehmen das nicht so dickflüssig ist. Ich glaube Leinöl könnte gehen. Ansonsten jedes öl, z. B. s. g. Nähmaschinenöl. Das ist ein Öl das man so für kleine Schmierarbeiten im Haushalt/Hobbybereich benutzt. Je dünner das Öl, desto schneller zieht es ins Leder ein. Benetze das Leder "gleichmäßig" bis zu den Rändern. Lass das Öl ein Paar Stunden einziehen, dann die Schleifpaste ebenfalls dünn und "gleichmäßig" bis zu den Rändern auftragen. Die Schleifpaste (benutze die von Tormek, ist die Beste) solltest Du auch so ein, zwei Stunden trocknen lassen. Sie bildet nach der Trocknung einen hellgrauen staubigen Belag auf dem Leder. Dann kannst Du loslegen.


    Gruß
    Jakob