Stiche und andere Fachbegriffe

  • Hallo Addi,


    ergänzend zu den Tipps von Berkow würde ich dir noch raten, die Mittellinie (vom Schnabel über den Kopf bis zum Schwanz) wieder neu in Bleistift aufzuzeichnen (vom Schnabel über den Bauch bis zum Schwanz ebenfalls). Diese Linie zeigt dir sehr genau, wo du noch was weg schnitzen musst, damit die Symmetrie wieder stimmt.


    Wenn die Mittellinie beim Schnitzen verschwindet (was völlig normal ist), dann solltest du sie aber nachzeichnen, und zwar bevor sie komplett weg geschnitzt ist (das geht etwas leichter als eine ganz neue Linie anzulegen, was aber auch kein Problem ist). Auf diese Weise hast du beim Schnitzen immer eine Orientierungslinie, obwohl du sie wegen der notwendigen Formgebung (zumindest abschnittsweise) ständig weg schnitzen wirst.


    Also: zwischendurch immer wieder zum Bleistift greifen. Das wird dir bestimmt auch helfen.


    Gruß

    Bernd

  • Ich habe an dem Vogel weiter gearbeitet. Ich finde, dass er nun gleichmäßiger ist. Durch das Schleifen mit verschiedener Körnung (80, 120, 320) konnte ich viele Unebenheiten entfernen. An den angedeuteten Flügeln muss ich noch arbeiten, sehe ich gerade. Dabei habe ich schon viel versucht, sie sauber zu machen (Zahnstocher, kleines Messer, sowas wie Dremel (aber andere Marke)... aber nichts hat wirklich geholfen.




    Die Löcher vom Zirkel sind zu tief...





    Viele Grüße

    Addi

  • Addi, wie hast du es geschafft, solche Löcher zu hinterlassen? Ich glaube, du solltest das mit dem Vogel für eine Zeit aussetzen und an einfacheren Sachen das Schnitzen üben. Lass dich durch mich nicht entmutigen. Es ist halt nur eine Meinung.

    Grüße

    Berkow

  • Hallo Addi,

    die Grundform ist ja ganz hübsch geworden, die Zirkelstiche sind ärgerlich, aber lehrreich.

    Aber wie kommt es zu den massiven Schäden an beiden Seiten? Sind das Öffnungen, um separat geschnitzte Flügel einzusetzen?

    Wenn nicht, weiß ich nicht, wie du das retten willst. Es ist schade, weil die Klebekante schön verläuft, und nach dem ölen hätten die leicht unterschiedlichen Holzfärbungen zwischen Rücken und Bauch toll gewirkt...

    Bin gespannt, wie es weiter geht und auf eine Erklärung für die "Seitenschäden"


    Gruß Christian

  • die Zirkelstiche sind ärgerlich, aber lehrreich.

    Stimmt! Ich war erstaunt, wie weich das Holz gewesen ist. Aber dann war es schon zu spät...

    und auf eine Erklärung für die "Seitenschäden"

    Leider gibt es keinen Smily für peinlich oder schämen... Ich wollte Flügel andeuten, hätte mich aber vorher besser informieren sollen, wie das geht!

    Nun, noch zahle ich Lehrgeld, aber ich habe bei meinen zwei Vögeln bisher schon eine ganze Menge gelernt!


    Viele Grüße

    Addi

  • Ah, verstehe. Ich schnitze selten Formen, die es in echt gibt, deshalb hab ich mit sowas wenig Erfahrung. Ich denke, man hätte von Anfang an, bzw. ab deinem Stand bei den Bildern #19 den Bereich der Flügel stehen lassen sollen, und nur den Rest "ausdünnen"; die Flügen liegen ja auf dem Vogel auf und sind keine Vertiefung. Dann am Ende Schnabel und Flügel ausarbeiten.

    Ich würde trotzdem noch was aus dem Vogel machen...muss ja nicht echt aussehen. Überleg dir was, und versuch es einfach.

    Wenn du jedoch diesen Vogel unbedingt umsetzen willst, glaube ich , du musst neu anfangen.




    Gruß Christian

  • Hallo Addi,


    die Symmetrie des Vogels hast du doch schon richtig gut hingekriegt. Geht doch, und sieht auch aus wie ein Vogel!


    Wenn Flügel am Körper angedeutet werden sollen, dann die Flügelkante bitte auch mit dem Bleistift aufzeichnen (hast du wahrscheinlich schon gemacht) und dann - wie kritzel vorgeschlagen hat - die Bleistiftlinie mit einem V-förmigen Messer (Geißfuß) nachschneiden. Wenn du kein V-förmiges Schnitzeisen hast, kannst du auch das Kerbschnitzmesser nehmen und eine (nicht so tiefe) Kerbe entlang der Bleistiftlinie schneiden. Den Kerbschnitt entlang einer Bleistiftlinie vorher auf einem Abfallstück üben mit dem Ziel, eine gleichmäßige, V-förmige Kerbe ins Holz zu schneiden. Wenn dir das ohne größere Probleme gelingt, hast du einen kleinen Quantensprung im Schnitzen gemacht.


    Mit einem Geißfuß geht die Kerbe leichter und schneller zu schneiden, mit dem normalen Kerbschnitzmesser solltest du aber auch in der Lage sein, so eine Kerbe herzustellen. Kerbschnitte sollte man auf jeden Fall üben und beherrschen - egal, was gerade geschnitzt wird.


    Ach ja - einen schönen runden Kreis kann man auch mit Hilfe einer Münze zeichnen oder (mit ein wenig Übung) auch Freihand (wird ja anschließend sowieso wieder weg geschnitzt).


    Gruß

    Bernd

  • Hallo Addi,

    geh mal zu YouTube und gib Doug Linker ein. Er schnitzt nicht unbedingt Vögel, aber schau dir ruhig an, wie er Woodspirits, kleine Figuren, Pilze oder auch kleine Eulen und Pinguine schnitzt. Er arbeitet ganz einfach und minimalistisch nur mit einem Messer und seinem "V-Tool".

    Da kannst du dir genau ansehen, was TreibHolz und ich meinen.

    Viele Grüße

    Kritzel

  • Vielen Dank für Eure hilfreichen Hinweise und Tipps! Ich bin gerade bei Doug Linker hängen geblieben, es ist faszinierend, ihm zuzuschauen. Ihn hatte ich bisher noch nicht auf Youtube entdeckt. Teilweise schnitzt er ohne Vorzeichnung (!), wie z. B. beim Pinguin.

    Wenn Flügel am Körper angedeutet werden sollen, dann die Flügelkante bitte auch mit dem Bleistift aufzeichnen (hast du wahrscheinlich schon gemacht) und dann - wie kritzel vorgeschlagen hat - die Bleistiftlinie mit einem V-förmigen Messer (Geißfuß) nachschneiden.

    Ja, aufgezeichnet hatte ich sie. Und wenn ich das jetzt im Video richtig gesehen habe, macht ein Geißfuß (meine nächste Anschaffung, unbedingt!) auf keinen Fall dies furchtbaren Löcher bzw. Krater, sondern hebt praktisch etwas an, hervor und gibt ihm Form.

    Kerbschnitte sollte man auf jeden Fall üben und beherrschen - egal, was gerade geschnitzt wird.

    Wenn dir das ohne größere Probleme gelingt, hast du einen kleinen Quantensprung im Schnitzen gemacht.

    Mein Ehrgeiz ist geweckt!


    Viele Grüße

    Addi

  • Ich habe mich nach Gaißfüßen umgeschaut und bin unsicher, welchen ich für Vögel brauche (Holzgröße etwa wie der jeweilige Singvogel im Original).

    Wäre z. B. dieser eine gute Wahl? Wie groß sollte der Winkel vom V sein, wieviel Millimeter sind ratsam?

    Vielen Dank.

    Viele Grüße

    Addi

  • Da kann ich dir jetzt nicht helfen, davon habe ich keine Ahnung. Ich hab damals mit einem einfachen Rosenmesser angefangen. Irgendwann bekam ich einige Werkzeuge, inklusive mehrerer selbstgemachter Schnitzmesser von jemandem geschenkt, der aus gesundheitlichen Gründen das Schnitzen aufgeben musste.

    Jedes Werkzeug ist in einer eigenen kleinen "Pappröhre". Dabei ist auch ein "V-Tool", auf der Röhre steht: Stich 41/3. Mehr weiß ich auch nicht.

  • Vielen Dank für Deine Rückmeldung, Kritzel.

    Ich habe weiter recherchiert und kann hoffentlich richtig sagen, dass Stich 41/3 heißt, dass das "V" einen Winkel von 60 Grad hat und es müsste 3 mm lang sein.

    Die V-Werkzeuge haben Winkel von 60 Grad (Stich 41), von 100 Grad (Stich 45) und 45 Grad (Stich 47).

    Ist die Größe von 3 mm ausreichend für die Flügelandeutung beim Vogel?


    Viele Grüße

    Addi

  • Hallo Addi,


    auf dem Foto kannst du die Geißfüße sehen, die sich im Laufe der Zeit bei mir angesammelt haben. Es sind 7 verschiedene Eisen.


    Die Beschriftung ist von mir und bedeutet:

    G = Geißfuß, dann folgt der Öffnungswinkel (60, 75 oder 90 evtl. auch 100 Grad), und dann die Seitenlänge (4, 5, 6 oder 10 mm).


    Ein Geißfuß mit einer Seitenlänge von 3 mm ist ziemlich klein und eher was für filigranere Schnitzereien. Ich würde dir für deinen ersten Geißfuß den Stich 39 mit einer Seitenlänge von 6 mm empfehlen. Den habe ich in meiner Sammlung mit "G 75/6" beschriftet.


    Gruß

    Bernd


  • TreibHolz, meinst du nicht, dass das zu groß ist? Mir reicht meiner völlig, manchmal ist er mir noch zu groß. Man braucht zum Flügelandeuten doch keine tiefen, breiten Furchen. Notfalls kann man zweimal drübergehen.


    Viele Grüße

    Kritzel

  • Hallo Kritzel,


    6 Millimeter Seitenlänge ist ein gutes Mittelmaß. Es ist auf keinen Fall zu groß. Der Geißfuß dringt ja nicht sofort bis auf 4, 5 oder gar 6 mm Tiefe ins Holz, sondern bleibt beim Schnitt erst mal an der Oberfläche. Weitere Vertiefungen der V-förmigen Kerbe erzielt man ja nur, wenn man mit dem Geißfuß mehrfach durch die selbe "Rille" durchgeht (sofern man ihn nicht von Anfang an mit roher Gewalt ins Holz drückt).


    3 Millimeter Seitenlänge ist für viele Anwendungen zu klein. Sie macht einen Geißfuß zu einem "Spezialwerkzeug" für filigrane Arbeiten. Wenn's mal etwas tiefer gehen soll, kann man das kleine Eisen nicht gebrauchen.


    Nur für das Andeuten von Flügeln beim Schnitzen eines Vogels braucht man aber sowieso keinen Geißfuß. Das geht genauso gut mit einem ganz normalen Rosenmesser - wenn man damit den Kerbschnitt hinreichend geübt hat. Mit dem Rosenmesser kann man zudem jeden beliebigen Winkel einer V-Kerbe realisieren - man kann sich also den im Foto gezeigten Satz Geißfüße komplett sparen. Ein scharfes Rosenmesser kann nämlich alle diese Fälle auch abdecken.


    Aber wenn man trotzdem mit dem Kauf eines Geißfußes liebäugelt (was ich durchaus verstehen kann), würde ich den Stich 39 mit einer Seitenlänge von 6 mm empfehlen. Damit kann man ganz flache V-Kerben (genau wie mit einem Eisen, dass nur 3 mm Seitenlänge hat), aber auch deutlich tiefere V-Kerben (was mit nur 3 mm Seitenlänge nicht möglich ist) schneiden.


    Welche Seitenlänge hat denn dein Geißfuß? Halt doch mal ein Lineal dran. Mein kleinster Geißfuß hat eine Seitenlänge von 4 mm. Ich nehme aber meistens einen mit 6 mm Seitenlänge.


    Gruß
    Bernd