Wollte mich einfach noch mal melden

  • Hallo Allemal,


    ich hatte mich um Weihnachten herum an ein Engelrelief auf einem Frühstückbrett (ich denke Buche) gewagt. Ist aber nur mäßig geworden. Daher keine Bilder. Allerdings waren hinterher die Eisen trotz mehrmaligem Abziehen auf der Schwabbelscheibe ziemlich stumpf. Also habe ich mich dann zum ersten Mal an die Dry & Cool Scheibe herangetraut und mir gleich meinen Geißfuß in nur ca. 1,5 Std. völlig ruiniert. Alsdann habe mir bei Lidl zwei Schleifsteine besorgt und die anderen Eisen erst mal schön ruhig von Hand geschliffen. Nun ja, ist wohl wieder einigermaßen scharf geworden, aber noch nicht so knackig wie ursprünglich. Also gut - ich sehe das Schleifen als eine wichtige Grundlage zum Schnitzen überhaupt und werde mich erst mal darin üben.


    Bis demnächst und bis dahin fröhliches Schaffen


    Euer Mikero

  • Hallo Mikero,


    da hast du Recht: das Schleifen ist eine wichtige Grundlage zum Schnitzen, aber auch sonst für's Arbeiten mit Holz. Ich mache das bei Schnitzeisen in der Regel mit einer langsam rotierenden Sandsteinscheibe, die durch ein Wasserbad läuft. Das dauert zwar länger, die Schleifwirkung bzw. der Materialabtrag kann dafür aber genau kontrolliert werden.


    Beim Anbieter Spangler habe ich gelesen, dass die Dry & Cool Scheibe sehr aggressiv ist und ein sehr grobes Korn hat (Körnung 80). Das bedeutet, dass man diese Scheibe nur für grobe Schleifarbeiten nimmt, bei denen ein sehr hoher Materialabtrag erforderlich ist. Das ist für die Herstellung oder für das Umschleifen eines Schnitzeisens auf einen anderen Schneidenwinkel gut, oder aber auch für das Wegschleifen von größeren Ausbrüchen, die beim Schnitzen auch schon mal vorkommen. Für solche Arbeiten wird ein hoher Materialabtrag benötigt, damit man nicht stundenlang schleifen muss, um z.B. den Ausbruch in der Schneide wieder weg zu kriegen. Wenn man mit dem groben 80er Korn schleift, muss man danach die Riefen des 80er Korns mit feinerem Korn (z.B. 120) wegschleifen. Die 120er Riefen dann mit 240er und danach 320er und dann mit 600er (als Beispiel). Dann erst ist die Schneide bereit, mit noch feinerem Korn wieder neu geschärft zu werden. Man kann auch einzelne Zwischenschritte überspringen, dann dauert's allerdings länger.


    Für das Schärfen von einfach nur stumpf gewordenen Schneiden nimmt man ein sehr viel kleineres Korn (etwa von Körnung 1000 bis ca. 8000). Welche Körnung haben denn die Schleifsteine, die du bei Lidl gekauft hast?


    Noch etwas: mit einem Geißfuß sollte man das Schleifen nicht üben. Der Geißfuß gehört in die Hand eines geübten Schleifers. Er ist nämlich eins von den Schnitzwerkzeugen, die am schwierigsten zu schleifen und zu schärfen sind. An deiner Stelle würde ich erst mal gar kein Schnitzeisen, sondern einfach irgend ein anderes Stück Eisen nehmen und damit sowohl das Schleifen als auch das Schärfen auf einem dafür geeigneten Schleif- und Schärfsystem üben.


    Viele Wege führen nach Rom - das ist auch beim Schleifen und Schärfen so - allerdings muss man auf jedem Weg stets in die richtige Richtung laufen. Ansonsten kommt man irgendwo hin, aber nicht nach Rom.


    Gruß

    Bernd

  • Hallo Mikero,

    der Auszug ist aus dem Hobby-Versand-Spangler:

    "Für das Nachschärfen rund gewordener Schneiden können sie zwar feine Schleifscheiben nutzen, am besten eignen sich dafür allerdings elastische Schleifscheiben mit Korn 240 (SS04), deren Schleifkorn in eine gummiartige Masse eingegossen wurde. Mit ihnen kann die kantige, rasiermesserscharfe Schneide wiederhergestellt werden und wird erheblich weniger Material abtragen als mit anderen Schleifscheiben, wodurch sich die Lebensdauer Ihrer Schnitzwerkzeuge spürbar verlängert."

    Die Scheibe hab ich bei ihm erworben. Sie schärft sehr gut nach, jedoch muss man das Ausglühen des Werkzeugs beachten. Nur kurz anhalten. Meist reicht das schon. Auf der Schwabbelscheibe kannst du wirklich nur den Grad nach dem Schleifen glätten.Für das Schärfen ist sie nicht geeignet.

    Grüße

    Berkow

  • Hallo Treibholz, hallo Berkow



    danke für Eure Reaktion mit den wertvollen Tips.


    Meine Schleifsteine von Lidl haben 400/800 er und 1000/6000 er Körnung.


    Als unerfahrener Anfänger musste ich mich zwischen allen auf dem Internet und in der Literatur angebotenen Möglichkeiten entscheiden. Die häufig angepriesene Tormek war mir zu teuer, besonders mit all den Führungsaufsätzen. Und so schien mir die Spangler-Maschine eine echte Alternative. Und die Dry & Cool Scheibe, die ein Ausglühen der Messer verhindern soll. Dazu das Anleitungsvideo von Wolfgang … Irgendwie finde ich das immer noch eine interessante Lösung, aber für später, wenn ich mehr Gefühl dafür habe. Mir dreht die Maschine einfach viel zu schnell. Wenn ich mit dem Messer darangehe und nicht sofort den richtigen Winkel habe und die richtigen Bewegungen automatisch ausführe, ist das Messer ruckzuck runtergeschliffen. Auf den Filmchen im Internet sah das ganz einfach und harmlos aus. Ist es wahrscheinlich auch, wenn mal erst mal die nötige Übung hat.


    Vielleicht lege ich mir doch noch einen günstigen Nassschleifer von Einhell oder Scheppach zu oder halt die elastische Schleifscheibe.



    Schöne Grüße Mikero

  • Hallo Mikero,


    die Schleifsteine von Lidl sind eine sinnvolle Ergänzung zu deiner Schleifmaschine. Damit bist du schon mal ganz gut ausgerüstet, denn damit kann man Schärfen. Mit den dir zur Verfügung stehenden Schärf-Möglichkeiten würde ich wie folgt vorgehen:


    Wenn du eine neue Schneide aufbauen musst, geht das am schnellsten mit deiner Dry & Cool Scheibe. Die Riefen, die diese Scheibe hinterlässt, müssen dann aber weg. Das kannst du mit Körnung 400 machen. Besser wäre, noch eine Körnung dazwischen, z.B. 120, 150 oder 180. Das muss nicht unbedingt ein Stein sein - es geht auch mit Schleifpapier, das auf einer ebenen Fläche liegt (oder auf dieser festgeklebt ist). Dann geht's auf Körnung 400, dann auf 800 und dann auf 1000 und 6000. Wenn du damit auf der gesamten Schneide durch bist, hast du eine gut brauchbare Schärfe erreicht. Aber vor dem Schnitzen muss der Grat erst noch abgezogen werden. Dafür hast du ja die Schwabbelscheibe.


    Wenn du nur nachschärfen musst, dann solltest du meiner Meinung nach alles unterhalb der Körnung 400 meiden und entweder mit Körnung 400 oder mit 800 beginnen, um dann wieder auf 1000 und schließlich auf 6000 zu gehen.


    Wenn's richtig schön scharf werden soll, empfehle ich den "gelben Belgischen Brocken". Der hat eine Körnung von 8000 bis 10000. Man braucht zwei kleine Stücke davon, damit man den nassen Stein "anreiben" kann. Das Anreiben aktiviert den Brocken, sodass er hervorragend schärft. Sehr gut für das rasiermesserscharfe Schärfen von z.B. Kerbschnitzmessern geeignet.


    Gruß

    Bernd

  • Hallo ihr Lieben, hallo Mikero,

    auf die Gefahr hin, hier als völlig antiquiertt rüberzukommen: Zum Scharfhalten der Eisen benutze ich während des Arbeitens immer dann, wenn ich das 'Gefühl habe, das Eisen verliert geringfügig an Biss ein Streichleder zum Abziehen. Das ist dünnes, festes Naturleder, dass auf ein Sperrholz aufgeleimt ist. Die Kanten habe ich einmal rund für Eisen mit Stich und einmal im Winkel eines Geißfußes geformt. Dieses Streichleder reibe ich mit feiner Polierpaste ein. Mit relativ wenigen Zügen ist das Eisen so wieder superscharf und glattpoliert. Richtiges Nachschärfen mit Schärfsteinen muss ich eigentlich nur bei einer Beschädigung der Schneide vornehmen. Nach jeglichem Schärfen mit Schleifsteinen würde ich dir dieses Abziehen mit dem Leder empfehlen, da die Scharfsteine alle einen mehr oder weniger subtilen Grad hinterlassen, der sich beim Arbeiten umbiegt und das Eisen bald wieder Stumpf werden lässt. Bei Interesse reiche ich gerne Bilder nach.

    LG und allzeit scharfe Schneiden.

    Frank

  • Hallo Rosenschnitzer,


    Vielen Dank für deinen Hinweis zum Thema "Abziehen". Das Abziehen auf Leder ist eine altbewährte Methode. Sie ist deshalb aber keineswegs überholt oder gar völlig antiquiert. Im Gegenteil - sie steht nach wie vor bei vielen Schnitzern sehr hoch im Kurs. Damit kann man seine Messer sehr lange scharf halten. Immer nur abziehen geht auf die Dauer aber auch nicht - irgendwann muss trotzdem auf Stein nachgeschärft werden, weil sich die Schneide beim Abziehen jedesmal ein klein wenig mehr abrundet.


    Übrigens: Fotos sehen wir immer gerne hier im Forum.


    Gruß

    Bernd