Krippenfiguren als Erstlingswerke
Viele Schnitzanfänger möchten unbedingt mit kleinen Krippenfiguren das Schnitzen beginnen:
Da Krippenmotive allerdings meist eine Größe von nur 10–20 cm haben, sind diese kleinen, filigranen Motive absolut ungeeignet für Anfänger! Je kleiner eine Figur wird, umso schwieriger wird die exakte Ausarbeitung mit Schnitzwerkzeugen. Viele Stellen müssen mit kleinsten Stichbreiten im 0,5 bis 2 mm-Bereich geschnitzt werden. Derlei Feinheiten können Sie hingegen nur noch unter Zuhilfenahme von Lupen ausschnitzen. Ohne jegliche, langjährige Erfahrung Holzformen richtig zu schnitzen, Schnitzwerkzeuge richtig zu benutzen und Schnitte korrekt auszuführen, kann dieses Vorhaben nur scheitern!
Beginnen Sie immer mit größeren Motiven (je größer, umso besser) und grenzen Sie die Motivwahl selbst auf Tiere, Pflanzen oder Landschaftsdarstellungen ein. Auch Gebrauchsgegenstände wie z. B. Schalen oder Teller sind gute Erstlingswerke.
Schnitzmesser aus dem Baumarkt
Wir vermuten, dass bestimmt 90% aller Autodidakten sich immer erst einmal billige Schnitzwerkzeuge aus Baumärkten oder Online-Angeboten kaufen. Dort sind oft kleine Komplettsätze zu finden, die zwischen 10,– und 30,– Euro verkauft werden:
So verlockend diese Angebote für Schnitzanfänger auch sind, lassen Sie unbedingt die Finger davon! Oder gehören Sie etwa schon jetzt zu den 90% und wundern sich wieso es bisher mit dem Schnitzen nicht klappen wollte? Diese Schnitzmesser haben neben der oftmals zu kurzen Klinge, keine ausreichende Härtung. Einen bis drei Schnitte können Sie vielleicht damit machen, das war’s dann aber auch schon. Ein guter Schnitzwerkzeugstahl muss eben hart genug sein um möglichst lange damit schnitzen zu können.
Wenn Sie Geld sparen möchten besorgen Sie sich besser gebrauchte, ältere Markenprodukte. Sie können im Schnitzhobby vieles durch Eigenleistung einsparen, aber gute Schnitzeisen sind ein Muss!
Einen Schnitzrohling und ein Messer, bitte!
Viele Schnitzanfänger suchen sich ein schönes Rohlingmotiv aus und möchten dann ein einziges, hierfür passendes Schnitzeisen. Wenn die Geldbörse „locker“ sitzt, dürfen es manchmal sogar zwei Stück sein:
So etwas wäre durchaus machbar, aber nur sofern Sie sich dann mit dem entstandenen Ergebnis auch zufrieden geben. Vergessen Sie diese Gedanken aber bitte sofort wieder! Sie wollen beim Schnitzen eine schöne, saubere Oberfläche erreichen. Das schaffen Sie jedoch nur mit einer Vielzahl an verschiedenen Stichformen und Stichbreiten. Komplexe und faltenreiche Motive, Ecken und Kanten, Wellen oder glatte Flächen – all das benötigt auch darauf angepasste Werkzeugformen. Je mehr zur Auswahl stehen und je erfahrener Sie damit werden, umso schöner wird Ihre Schnitzerei.
Wenn das Geld nur für ein oder zwei Schnitzeisen ausreicht, warten Sie lieber noch mit dem Beginn Ihrer Schnitzkarriere. Nehmen Sie das zur Verfügung stehende Geld und investieren Sie es lieber in ein Buch, einen Lehrfilm oder noch besser gleich in einen Schnitzkurs.
Mit Messern schnitzen bis nichts mehr klappt
Einige Hobbyschnitzer arbeiten mit ihren Werkzeugen so lange, bis unsaubere oder rissige Schnittflächen entstehen, sowie kleine Holzstückchen ausbrechen. Erst dann werden ihre Schnitzwerkzeuge nachgeschärft:
Hier haben wir es mit einem großen „Grundproblem“ zu tun. Sehr viele Anfänger wollen unbedingt schnitzen, jedoch keine Werkzeuge schärfen. Das Interesse und die Lust hierzu fehlen. Sie können es aber leider nicht so praktizieren wie oben beschrieben. Denn mit jedem einzelnen Schnitt wird Ihre Schneide stumpfer. Je stumpfer Ihre Schneide, umso mehr Kraft benötigen Sie und umso schlechter, unsauberer wird die Holzoberfläche bzw. das Schnittergebnis. Je nach Holzart und Werkzeugqualität sind Sie während des Schnitzens die ganze Zeit immer wieder mit dem Abziehen der Werkzeuge und gelegentlich mit dem Nachschleifen beschäftigt. Nur so erreichen Sie bestmögliche Ergebnisse.
Ändern Sie unbedingt Ihre Einstellung zum Holzschnitzen! Verinnerlichen Sie, dass man nur ein guter Schnitzer wird, wenn man seine Werkzeuge durch ständiges Nachschärfen und Abziehen im rasiermesserscharfen Zustand halten kann.
Mit billigen Schnitzeisen das Schärfen üben
Schnitzanfänger, die sich endlich an das Schärfen ihrer Werkzeuge wagen, üben dies mit den „sowieso schon rumliegenden“ Billigwerkzeugen, die ja zum Schnitzen ohnehin nichts taugen:
Uns ist klar, dass niemand seine teuren Marken-Schnitzeisen verunstalten und unnötig verschleißen möchte. Jedoch hat der Grundgedanke „beim billigen Werkzeug macht man nicht viel kaputt“ einen großen Haken. Wer unsere Internetseite schon aufmerksam gelesen hat sollte selbst darauf kommen. Gehen wir aber mal davon aus, dass Sie eine perfekte Schneide auf Anhieb zaubern würden, aber beim ersten oder zweiten Testschnitt in ein Holzstück wird diese Schneide sofort wieder stumpf!? Da Sie ja noch keine Erfahrung im Schärfen hatten, müssen Sie nun davon ausgehen, hier etwas falsch gemacht zu haben. Sie versuchen es also aufs Neue und verzweifeln irgendwann an der ganzen Thematik. Irgendwie will es einfach nicht gelingen. Sind Sie etwa unfähig hierzu? Nein! Wir können Sie beruhigen, es liegt nicht an Ihren Fähigkeiten! Der minderwertige Werkzeugstahl ist meist einfach zu weich (nicht oder nur schlecht gehärtet) um Standfestigkeit zu haben. Der Stahl ist also das große Übel. Auch wenn Sie diesen noch so gut geschärft haben, kann das Material es einfach nicht aufs Holz übertragen.
Respekt und Gefühl ist eine gute Voraussetzung um das Schärfen zu üben. Aber so weh es auch dem Herzen tut, richtiges lernen, erspüren und testen ermöglichen eben nur die guten, teuren Marken-Werkzeugstähle!